Full text: Über seine zweite Schingú-Expedition

Über seine zweite Schingú-Expedition. 381 
begütigenden Fróhlichkeit auch bald Vernunft annahmen. Aber die 
Frauen waren mit den Kindern in den Wald geflohen und hatten alle 
bewegliche Habe mitgeschleppt. Nur ein paar alte Hexen rósteten uns 
eifrig Beijús. Man hatte den Abend vorher unsere Ankunft erfahren. 
Allmählich freundeten sie sich mit uns an, ließen sich messen und 
photographieren, und die Frauen stellten sich zaghaft ein. Aber wir 
konnten bei mifstrauischen Leuten unmöglich unser Programm erfüllen. 
Ich dachte sorgenvoll an den nächsten Stamm, welche Mehinakü 
genannt wurden, und beschlofs, diese lieber allein zu überraschen. Ich 
nahm auch Niemanden von unserer Gesellschaft mit, sondern nur zwei 
wilde Bakairí, die uns begleiteten, die freilich selbst von der Sprache 
der Mehinakü kein Wort verstanden. Ohne daß die Nahuquá es 
merkten, fuhr ich meinen Freunden zwei Tage voraus. Wir gelangten 
unbemerkt an den Hafen des neuen Stammes, und nach 24 stündigem 
Marsche durch den Wald standen wir plötzlich am Rande ihres Dorfes. 
Meine beiden Bakairi hatten mir längst die Ehre des Vortritts über- 
lassen. Es war das gröfste und reichste Dorf, welches wir gesehen 
haben; von allen Seiten ringsum stürzte man in höchster Aufregung 
auf mich zu, Männer, Weiber, Kinder in dichten Schaaren, umfafste 
mir die Handgelenke und führte mich unter brausendem Redeschwall 
über den weiten Platz zum Flötenhaus. Vor der Thüre desselben 
duckte man mich freundlichst. auf einen rasch herbeigeschleppten 
Ehrenschemel nieder und überschüttete mich mit Fragen, von denen 
ich nicht eine verstand. Aber mein Zweck war erreicht. 
Vor einem Menschen lief man nicht fort, zumal er weder Pfeil 
noch Bogen trug. Meinen Revolver hatte ich natürlich im Gürtel, 
ein Gewehr habe ich niemals in ein Dorf mitgenommen, wie keiner von 
uns, und wie auch den Dienern dies niemals erlaubt wurde. Freilich 
am nächsten Tage hatte man mich bestohlen, und ich war genötigt 
eine Theaterscene aufzuführen, um mich in Respekt zu setzen. Ich 
holte den alten Häuptling aus seinem Hause hervor, schleppte ihn am 
Handgelenk zum Flötenhaus, erklärte ihm drinnen pathetisch die 
Missethat und schoß, da der Gute zu viele Entschuldigungen machte, 
plötzlich meinen Revolver gegen den Hauptpfosten des inneren Hauses 
ab. Die Wirkung war zufriedenstellend. Man heulte fürchterlich und 
brachte mir alles, was ich vermilste. 
Unter feierlichen Ceremonien wurden zwei Tage später der Zug 
der Gefährten empfangen und bewirtet. 
Die äufseren Scenen waren stets sehr ähnlich. Wir kamen zu den 
Auetö, zu den Yaualapiti, zu den Kamayurä, die an einem 
netz, das durch zahlreiche enge Kanäle verbunden ist, teilweise 
in lieblichster Landschaft wohnen. Das Auetödorf war eine Art Central- 
punkt, wo wir Vertreter von allen Nachbarn, auch von den Vaurä und 
Kustenaú, die näher dem Batovy_sitzen, antrafen und studierten. 
 
	        
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