Full text: Südamerika und die deutschen Interessen

Sehlusswort. 
Blickt man auf das Gesagte zuriick, so fállt auf, dass 
Siidamerika einerseits trotz einer 400jáhrigen Kultur- 
geschichte ein fast nur Rohprodukte liefernder Erdteil ge- 
blieben ist, andererseits aber, dass es in vieler Beziehung 
gúnstigere Bedingungen fiir den Handel und auch fiir die 
Industrie darbietet als die beiden anderen Siidkontinente. 
Ohne Zweifel ist der Boden Siidamerikas im ganzen ge- 
nommen von viel hóherer Fruchtbarkeit als der Afrikas 
und Australiens, ja auch Asiens. Grosse Fláchen unkulti- 
vierbaren Landes wie in den Wiisten Afrikas, Australiens 
und Asiens oder in den polaren Gegenden Nordamerikas 
und Asiens feblen mit Ausnahme der Atacama vóllig und 
diese ist gerade wieder mit einem anscheinend sehr be- 
deutenden Reichtum an Erzen und wertvollen Produkten 
des Mineralreichs gesegnet. Die ungeheuren Waldungen 
Amazoniens und der Cordillerengehánge stehen in den tro- 
pischen Teilen der Erde einzig da und ibertreffen weit 
den vielgerúihmten Kongowald Afrikas. Sie wurden aber 
bisher ebensowenig ausgeniitzt wie die fiir den Getreidebau 
gecigneten ungeheuren baumarmen oder baumlosen Ebenen 
des Orinocogebiets, die Campos des Laplatagebiets und die 
Parklandschaften des Chaco. Dass die Kiisten nicht iiberall 
leicht zu befahren sind, kann bei der vorgeschrittenen 
Technik des heutigen Hafenbaus nicht in Betracht kommen 
und wird wieder aufgewogen durch die gute Zuginglichkeit 
der Flussmiindungen und die grossartige Entwicklung des 
Systems schiffbarer Stróme. Kein anderer Erdteil ist in 
dieser Beziehung so giinstig ausgestattet wie Siidamerika. 
Nirgendwo auf der Erde, auch in Nordamerika nicht, ist 
man imstande, auf natiirlichen Wasserwegen mittelst grosser 
Schiffe einen ganzen Kontinent so zu erschliessen, wie es 
die vier Systeme des Magdalena, Orinoco, Amazonas und 
 
	        
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