Full text: Venezuela und die deutschen Interessen

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3. Die Pflanzendecke. 
Dem durchaus tropischen Klima entspricht auch die Pflanzen- 
decke Venezuelas, insofern als eine durchaus tropische Vege- 
tation das Land bedeckt; je nach der Verteilung der Feuchtig- 
keit über dasselbe ist sie aber in ihrem Äußeren sehr ver- 
schieden, da die drei hauptsächlichen tropischen Vegetations- 
formationen, Wald, Grasland und Gestrüpp (Monte) sich in 
dieses teilen und bald ineinander eingreifen, bald weite Gebiete 
allein bedecken. 
In Guayana finden wir bereits den Wechsel dieser drei 
Elemente, jedoch unter Zurücktreten des Monte. Das Innere 
Guayanas darf als ein Waldland betrachtet werden, wenn auch 
nicht gerade viel von ihm bekannt ist; die Beobachtungen der 
Brüder Schomburgk stellen jedoch außer Zweifel, daß sich der 
Urwald aus dem Flachlande Amazoniens nach Guayana hinein 
erstreckt und einerseits die Flüsse weit nordwärts begleitet, an- 
derseits an den Gebirgen emporsteigt. Flußläufe und Gebirge 
sind daher die Träger des Waldes, erstere mehr in der Form 
der typischen tropischen Niederungs- oder Feucht- oder Regen- 
wälder, letztere mehr in der Gestalt des auch höheren Teilen 
der Cordilleren und Brasiliens eigenen tropischen Bergwaldes mit 
gewissen Anklängen an die gemäßigteren oder doch wenigstens 
subtropischen Formen, wenn auch die Gebirge Guayanas im 
allgemeinen nicht so hoch sind, um den charakteristischen süd- 
amerikanischen Bergwald in ausgedehnteren Beständen zu be- 
herbergen. Der Wald hat nur wenig Unterholz am Flußufer, 
Scitamineen, Aroideen und Farne, sein Boden besteht aus einer 
tiefen Dammerde und einem rötlichen, mit Sand vermischten 
Lehm, seine Bäume zeichnen sich durch lederartige, glänzende 
und ungezähnte Belaubung aus, wodurch er einen ins Bläuliche 
spielenden Ton erhält, der weiter im Norden in sattgrüne Farben 
übergeht. In der Höhe erscheinen im Bergwalde von etwa 
1200 m an auf den südlicheren Gebirgen, z. B. am Roraima 
und Duida, manche neue Formen, während diejenigen des tieferen 
Waldes verschwinden. Unter anderm reicht die bekannteste 
Palme Guayanas, die stattliche Mauritia flexuosa, nur etwa bis 
1200 m Höhe. Ganz oben werden die Waldbäume durch Berg- 
savannen mit Cinchonen, Rutaceen, Ternstrómiaceen, Ericaceen, 
Vellosien, riesigen Erdorchideen und Baumfarren ersetzt, blühende 
Sträucher beleben die durch feine zarte Gräser ausgezeichnete 
Sievers, Venezuela. a 3) 
 
	        
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