Auf dem Rio Negro und Rio Branco
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Anm it AAA AO OOCOCUOOOOUOOUUOCOOOOAI CUCA
1. KAPITEL.
AUF DEM RIO NEGRO
UND RIO BRANCO.
Am 27. Mai 1911 kam ich in Manaos an. Der Hafen war garnicht
wiederzuerkennen. Die ,,Manaos-Harbour“-Gesellschaft hat ihn ganz mo-
dernisiert. Überall erheben sich langgestreckte Lagerhäuser. Die Ozean-
dampfer legen unmittelbar an den Pontonbrücken an, auf denen man
bequem an Land geht. Freilich ist dadurch das früher so reizvolle Gesamt-
bild der sanft ansteigenden, in frischem Grün gebetteten Stadt stark
beeinträchtigt. Im Innern hat sich Manaos wenig verändert. Einige Paläste
sind hinzugekommen, einige Lichtspieltheater, Pflanzstätten moderner
Kultur. Durch die holperigen Straßen sausen und hüpfen die Automobile.
Sonst war das Leben ebenso arbeitsam, aber auch ebenso leichtsinnig,
ebenso abenteuerlich wie vor acht Jahren.
Drei Wochen mußte ich mich hier aufhalten. Nach endlosen Laufereien,
nur durch die Bemühungen meines verehrten Freundes Moers, eines
der ältesten Mitglieder der deutschen Kolonie, und durch das Entgegen-
kommen der brasilianischen Behörden erhielt ich mein Gepäck, 35 Stück,
uneröffnet aus dem Zoll. Von den Agenturen der Dampferlinien nach dem
Rio Branco wurde ich von einem Tag zum anderen vertröstet. Die kleinen
Schraubendampfer, sogenannte Lanchas, die den Verkehr mit dem oberen
Rio Branco vermitteln, gehören reichen Privatpersonen oder Handelsháusern
in Manaos und gehen mit der größten Unregelmäßigkeit. Endlich war
alles so weit. Meine Habe wurde auf den Bateläo, das Lastboot, der kleinen
Lancha ,Macuchy“ verladen. Am 16. Juni feierten wir, einige gute
Freunde, Abschied im deutschen Konsulat bei Ohliger. Ein letztes Glas
wurde auf ein frohes Wiedersehen geleert. Hübner und Suter brachten
mich im Ruderboot zur Lancha, die im Igarapé de Sáo Raymundo, einem
kleinen Zufluß des Rio Negro, lag. — Schweigend glitten wir über den
Riesenfluß, durch die stille, sternenglitzernde Nacht, vorbei an den Kolossen
der deutschen und englischen Ozeandampfer, der letzten Verbindung mit
der Heimat. —
Kurz nach Mitternacht fahren wir ab. „O perigo da Sexta-Feira“
(‚‚die Gefahr des Freitags‘‘) ist vorüber. —
Das plumpe Lastboot, das für die nächsten Tage mein Heim bildet, —
der Dampfer ist zu klein, um Passagiere zu nehmen, und dient nur als
KOCH-GRÜNBERG, Vom Roroima zum Orinoco, Bd. I. 1