Full text: Mythen und Legenden der Taulipáng und Arekúna-Indianer (2)

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Vorwort V 
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VORWORT. 
In müßigen Stunden habe ich diese Mythen und Legenden aufgezeichnet, 
am Lagerfeuer, während der Fahrt im schwankenden Kahn, wenn wir auf 
ruhigen Flußstrecken die Zelttücher als Segel benutzten, auf den von brau- 
senden Wogen umspülten Felsen der Katarakte, unter den rauschenden 
Wipfeln der Urwaldbäume. 
Die Erzähler waren zwei treue Indianer, Monate lang meine Genossen 
in Freud und Leid, deren Inneres wie ein offenes Buch vor mir lag. Möse- 
uaipu hieß der eine, ein junger Zauberarzt vom Stamme der Arekunä, klug 
und lebhaft wie Aküli, das flinke Nagetier, von dem er seinen Spitznamen 
trug, erfolgreich auf Jagd und Fischfang und in der Liebe. Sein Schau- 
spielertalent, seine Erzählerkunst haben uns manche trübe Stunde erheitert. 
Der andere war Mayüluaipu, genannt José, ein sehr intelligenter, etwa 
28 Jahre alter Taulipäng-Indianer, Sohn des berühmtesten Sagenerzählers 
seiner Heimat am oberen Majary. Er hatte mehrere Jahre unter den Weißen 
gelebt und beherrschte die portugiesische Sprache, war aber in seinem 
ganzen Denken und in seinen Anschauungen ein echter Indianer geblieben, 
was während der Reise öfters stark zum Ausdruck kam. Vom Christentum 
war er ganz unbeeinflußt. 
Als Übersetzer war er mir von unschätzbarem Wert, zumal Aküli kein 
Wort portugiesisch sprach. Mayüluaipu erzählte mir die Mythen zunächst 
in portugiesischer Sprache, und ich übersetzte sie dann wortgetreu in das 
Deutsche. Eine Reihe von Sagen diktierte er mir sodann im Urtext und 
half mir bei der genauen Übersetzung. Wie eng er sich in der portugiesischen 
Erzählung an den indianischen Text hielt, geht aus einem Vergleich zwischen 
beiden Niederschriften, die zum Teil Wochen auseinander liegen, hervor. 
Ja, die portugiesische Erzählung ist zum besseren Verständnis der Sage 
häufig unentbehrlich, da sie ausführlicher ist und auf Einzelheiten eingeht, 
die im Urtext als dem indianischen Zuhörer selbstverständlich weggelassen 
oder durch kurze Zwischenbemerkungen in die eigentliche Erzählung einge- 
fügt werden. 
Alle Erläuterungen und Erklärungen der Erzähler, die in den Text nicht 
gehören, habe ich in Klammern beibehalten, um zu zeigen, wie die Leute 
bemüht waren, Einzelheiten meinem Verständnis näher zu bringen. 
Manche Erzählungen sind eine Verherrlichung der Zauberärzte, die 
alles können, alles wissen und im Traume alles voraussehen, wie auch unser 
Zauberarzt Aküli während der Reise stets seine Träume zum Besten gab, 
an deren Erfüllung die anderen fest glaubten. 
 
	        
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