Full text: Die Benin-Sammlung des Reichsmuseums für Völkerkunde in Leiden

Fun 
CLXII 
ARNAUD rechnet diese Nomaden zur weissen Rasse, dass wir es aber in 
Wirklichkeit mit herabgekommenen und stark mit Ganhäga oder Arabern ver- 
mischten Überbleibseln einer einst weiter verbreiteten dunklen Bevölkerung zu 
tun haben, darauf weist schon der Umstand, dass sie zum Teil noch Azer sprechen, 
eine Mundart der zu den Mandingodialekten gehörigen Sonitike- oder Sarakulle- 
sprache, von welcher H. Barrn eine Probe gegeben hat!). Man könnte sogar 
auf die Vermutung kommen, dass Ageilit Nemadi, der Hauptort dieser Jägerno- 
maden, mit as Nigir@ bezw. \nsi Tagirä, einem der beiden Vororte von Qamnürija 
identisch sei. [Allein dieser Ortsname ist wieder ein klassisches Beispiel dafür, auf 
wie schlüpfrigem Boden wir uns so häufig bei Idrisi und seinem Ausschreiber Ibn 
Said bewegen. Der Name !as5 geht nämlich zurück auf al Chuwärizmi bezw. die 
im Auftrage des Chalifen al Ma’mün veranstaltete arabische Bearbeitung der 
ptolemäischen Karte ?), wie schon Narrmo ll. p. 27 n. 2 erkannt hat. Bei Ptolemaios 
(IV 6, 9 p. 750, 7 ed. Karı Mürrer) finden wir am Flusse Nrysıp die Stadt Niysıpo 
unteönolig unter 25° 40° L. 17° 40’ Br., bei al Chuwärizmi ist die Lage 25° 30’ 
18° 20°. Wie so häufig in unbekannten Gegenden, hat Idrisi auch in Inner- Afrika 
seine dürftige Kunde durch Anleihen aus Ptolemaios ergänzt und sich nicht 
gescheut, diesen antiken Namen mit echt arabischer Unverfroren- 
heit auch an Itinerare arabischer Quellen anzuschliessen. Ibn Fätima 
ist ihm hierin gefolgt und hat denselben sogar in seinen Reisebericht eingeschwärzt. 
Unter diesen Umständen regt sich der Verdacht, dass vielleicht auch die 
andere, mit dem Lande gleichnamige Stadt (sy aus Ptolemaios stammen könnte, 
zumal dieselbe sonst durchaus unbekannt ist. Diese Vermutung wird in der Tat 
überraschend bestätigt. Neben !4% verzeichnet al Chuwärizmi im Inneren Afrikas 
eine Stadt Sy bezw. ui (23° 30° 18° 0’), die von Narımo ll. p. 27 
richtig dem Oauovdoxdva des Ptol. IV 6, 10 p. 751, 5 (23° 0’ 17° 0’) gleichgesetzt 
wird, also aus ee verdorben ist. Man sieht aber jetzt auf den ersten Blick, 
dass bei Idrisi Li weiter in (sy entstellt ist *. 
Glücklicherweise wird indessen durch den Nachweis des apokryphen Charak- 
ters der Namen Nigirä und Qamnüri Idrist’s Beschreibung des Landes Qamnürija 
selbst nicht berührt. Denn dass er diese nicht aus den Fingern gesogen hat, wird 
eben durch ihre Übereinstimmung mit heutigen Verhältnissen und mit portugiesischen 
Schilderungen verbürgt|. Für sicher halte ich es jedenfalls, dass die Zigeuner, 
welche der Portugiese Joam Rodriguez (1493) als dritten Bestandteil der maurischen 
  
1) H. BartH, Der verlorne Sohn in der Sprache von Shetu-nku Sefe oder der Azaeriye-Sprache. ZDMG. IX, 
1855, S. 846 f. Ders., Reisen V 517. 549. 554. Sammlung und Bearbeitung Central-Afrikanischer Vokabularien 
S. CLXVI. MAURICE DELAFOSSE, Essai de manuel pratique de la langue mand& ou mandingue. Paris 1901 p. 270, 
Vgl. KAMFFMEYER, Studium der arabischen Beduinendialekte Innerafrikas. MSOSB. II 2, 1899, S. 171. Nach BARTH’s 
Erkundigungen sollen ausser in Ti$it auch in Waläta und Wädän Soninkekolonien bestehen (V 488. 493—495. 498 f. 
ZDMG. IX 583). 
2) Ageilit ist wohl das berberische agellid *König’. 
Jdrisi’s Nigira 
und Qamnüri. 
Die Zigeuner und 
Barbaros des 
Foam Rodriguez. 
 
	        
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