°000 Zu Pferde hinter den Guanacos in den Kordilleren von Uspallata. 59
schen Marschälle ihren Stab zu halten pflegen. Das ist nun mal
des Landes Brauch in ganz Südamerika,
Eine mächtige Staubwolke hinter uns zurücklassend, galop-
pieren wir nunmehr in flottem Tempo zwischen langen Pappel-
reihen entlang, die, Stamm an Stamm stehend, den breiten Weg
einsäumen, und weiter hin durch riesige, herrliche Trauerweiden,
deren lang herabhängendes Gezweig an üppiges Frauenhaar er-
innert, Dann geht es über einen freien Platz, auf dessen Mitte,
angekoppelt an einen Querbaum, ein halbes Dutzend gesattelter
Bergpferde stehen, vor das Farmhaus, aus dessen Haupttür eben
sein Besitzer heraustritt, unser Freund Don Alberto, auch er im
landesüblichen Dreß,
Nun folgt die in Argentinien übliche herzliche Begrüßung.
Eins, zwei, drei sind wir aus dem Sattel. Zuerst eine Akolade mit
mehrmaligem Beklopfen des Rückens und ein herzliches Will-
kommen. „Was Sie auch wünschen, alles hier, so höre ich ihn
sagen, „ist zu Ihrer Verfügung, ist Ihr Eigentum.“ Wenn man das
Angebot als bindend ansehen könnte! Es ist aber nur eine der im
ganzen Lande gebräuchlichen Höflichkeitsphrasen, wohltuend be-
rührend, wenn sie von freundlichen Blicken begleitet werden.
Vor Monaten war ich mit meinem Freunde und Gönner, dem
argentinischen Obersten Day, mit dem ich 1898 während des
spanisch-amerikanischen Krieges auf Kuba und Portoriko Freund-
schaft geschlossen, in Uspallata gewesen, um auf der Farm einige
entzückende Tage zu verleben, während welcher ich dem Besitzer,
Don Alberto Gonzalez, nähergekommen war. Sohn reicher Eltern,
die in Panquegua, am Nordende von Mendoza, herrliche Wein-
berge besaßen, verwaltete er den Familienbesitz im Tale von
Uspallata. Er war ein feingebildeter Mensch, der einige Jahre
in Paris studiert hatte und fast alle Hauptstädte Europas kannte.
Also nicht etwa ein Einsiedler aus den Bergen, der nur über Vieh-
zucht und Reiten reden konnte, sondern ein Weltmann, der die
feine Küche von Paris ebenso zu schätzen wußte, wie die Kunst-
schätze des Prado und Sienas, der Botticelli und Rubens kannte,
und ebenso im Cafe Ritz in Paris zu Haus war, wie in den Kostüm-
salons der rue royale.,
Nun traten wir ein in das Farmhaus, das nicht anders gebaut
war wie alle Häuser Mendozas, nämlich aus dicken Lehmblöcken,
wegen der großen Erdbebengefahr, denn im Sommer wackeln die
Häuser hier alle paar Tage. Wird es gar zu schlimm, dann treten