Full text: Studie über den Typus des "Mädchens ohne Hände" innerhalb des Konstanze-Zyklus

15 
d. h. daß alle zusammen einen großen Zyklus bilden, dem 
Suchier den Namen Konstanzesage gab. 
Im Jahre 1877 veröffentlichte dieser Gelehrte eine Abhand- 
lung über die „Sage von Offa und Prydo“ [ef. PBB Ind. No. 56], 
in der er die Verwandtschaft und ursprüngliche Einheit zwischen 
dieser Sage und der Konstanzesage nachzuweisen versuchte ; 
seine Annahme ging dahin, daß ein angelsächsiches Gedicht die 
Quelle der letzteren sei. 
Er wiederholt diese Feststellung in seiner äußerst wert- 
vollen Einleitung zur Ausgabe des altfranzösischen Romans von 
Beaumanoir (1884) [ef. Soc-Beaum Ind. No. 80], in der er 
eine vollständige Aufzählung aller ihm bekannten literarischen 
und Märchenversionen des Konstanzetypus gibt und auch eine 
wichtige Bemerkung über seine Ansicht von dem Ursprung 
unserer Geschichte macht; auf p. LXXIX (l. e.) sagt er: »Tout 
ce que j’oserais supposer sur l’origine de notre tradition, c’est 
qu’elle s’est formde par la soudure de deux contes: du conte 
de Peau d’äne (ou d’Allerleirauh) et d’un conte du cycle des 
femmes innocentes persecutdes«. 
Im Jahre 1884 machte Graf Puymaigre »La Fille sans 
Mains« zum Gegenstand einer interessanten Studie, die er zuerst 
in der Revue de l’histoire des religions [ef. R Hist Rel Ind. 
No. 68] veröffentlichte und dann seinem Buche Buche »Folk- 
Lore« einverleibte (aus diesem zitiere ich [ef. Puy-Fo Ind. No. 62]). 
Darin analysiert er eine Reihe von literarischen Versionen und 
Volksmärchen und gruppiert den ganzen Zyklus in drei Ab- 
teilungen:: (p. 256) »L’une (branche) a pour d&but la version de 
Games [eine unvollständige spanische Version, ef. pp. 42—44], 
mais s’allonge d’une seconde partie omise par l’auteur espagnol 
et se confondant avec le eyele tres vaste aussi de l’&pouse ca- 
lomnide et persöcutde. La seconde, avec diverses varjantes, re- 
produit cette autre partie, mais ne renferme plus l’histoire des 
mains coupees; enfin la troisiöme branche contient un nombre 
assez considörable de contes de differents pays oü l’amour in- 
cestueux a disparu et dans lesquels l’amputation des mains a 
des causes diverses«. Der Verfasser ist augenscheinlich der 
Ansicht, daß die an erster Stelle angeführte Gruppe auch zeitlich 
früher sei als die anderen; aber die beiden ältesten Versionen 
der Konstanzesage gehören gerade zur zweiten Gruppe und er- 
zählen nichts von der abgehauenen Hand, sodaß wir sein »ne 
renferme plus« korrigieren müssen in »ne renferme pas encore«.
	        
© 2007 - | IAI SPK
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.