Das Haus im Xingú-Quellgebiet
Von Max Schmidt
Mit 3 bisher unveróffentlichten Zeichnungen von Wilhelm von den Steinen
Während wir zurzeit schon verhältnismäßig gut über die verschiedenen
äußeren Hausformen der südamerikanischen Indianer orientiert sind, fehlt
es bisher noch fast gänzlich an eingehenden Untersuchungen über ihre ver-
schiedenen Verwendungszwecke; und doch ist beim Hause ganz ebenso wie
bei den übrigen Arten von Sachgütern die Form aufs engste von dem speziellen
Gebrauchszwecke abhängig. Es kann vor allem nicht genug davor gewarnt
werden, alle jene Erscheinungsformen, die unserem Begriff Haus entsprechen,
rein äußerlich ihrer bloßen Form nach miteinander zu vergleichen, ganz ohne
Unterschied, ob es sich dabei um die großen Sippenhäuser oder um kleine
zum vorübergehenden Gebrauch bestimmte Unterkunftshütten oder um ein
irgendeinem sonstigen bestimmten Zwecke dienendes Haus handelt. Auch
in bezug auf die Vergleichung der Hausformen ist daher diese von P. W.
Schmidt letzthin angewandte Methode ' von der Hand zu weisen.
Im Gegensatz zu den Verbrauchsgütern, bei denen die Form durch den
Verbrauch ohnehin zerstört wird und somit für den praktischen Gebrauchs-
zweck irrelevant ist?, spielt bei dem Hause als Gebrauchsgut neben dem
Stoff vor allem auch die Form bezüglich des Gebrauchszweckes eine wesent-
liche Rolle. Die Mannigfaltigkeit der verschiedenen Erscheinungsformen des
Hauses beruht somit zum großen, wenn nicht zum größten Teile auf der Ver-
schiedenartigkeit der Gebrauchszwecke, denen es im einzelnen Falle zu
dienen hat.
Da dem komplexen Begriff, welchen wir mit dem Worte Haus wiederzu-
rap A
ı P, W. Schmidt, Kulturkreise und Kulturschichten in Südamerika. In Ztschr. f.
Ethn., Jahrg. 45 Heft 6 S. 1014 ff. (1913).
2 Vgl. Max Schmidt, Verhältnis zwischen Form und Gebrauchszweck bei süd-
amerikanischen Sachgütern, besonders den keulenfórmigen Holzgeräten. In Ztschr. f. Ethn.
Heft 18.15 (1918).
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Bibliothek 441
Dr. med. et phil.
Walter Lehmann
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