232 Der V. Deutsche Geographentag in Hamburg.
Inseln, der Westen flach. Die Seen und Wasserstrassen werden auf
den Karten mehrfach umgegestaltet werden müssen.
Die verschiedenen Stämme der Eskimo stehen über das ganze
Polarland mit einander in Verkehr. Sie sollen alle aus dem Gebiete
westlich der Hudsonsbay nordwärts gewandert sein und sich mehrfach
getheilt haben. Einen besonders interessanten Theil bildete die Schil-
derung der Sagen und Gebräuche der Eskimo.
Herr Friedrichsen gab Erläuterungen zu seinen, für das deutsche
Weissbuch hergestellten Karten von Africa und wies auf die Schwierig-
keit hin, die Grenzen zu ziehen. Ein grosser Theil der massgebenden
Verträge entbehre der Bestätigung anderer Staaten.
Im Anschlusse daran berichtigte Herr Erman die Annahme,
Lieutenant Schulze habe am Congo Annexionen vollzogen*).
Herr G. A. Fischer sprach über die klimatischen Verhältnisse von
Africa. Eine körperliche Arbeit werde dem Europäer niemals möglich
sein, in jenen Gegenden dauernd zu betreiben; eben so wenig Plantagen-
wirthschaft, wohl aber Handel. Das Fieber sei durchaus nicht auf die
Küste beschränkt. Wichtig seien die Ausstrahlungsverhältnisse. Im
Allgemeinen sei Central-Africa nach dem Urtheile des Redners ungesund,
wo es fruchtbar; unfruchtbar, wo es gesund sei.
Herr Westendarp besprach den Elfenbeinhandel Central-Africa’s.
Derselbe ist an der Ostküste stärker entwickelt, als im Westen. Auf eine
Steigerung, wie sie Stanley prophezeit habe, sei nicht zu rechnen, sie sei
auch bisher noch nicht bemerkt worden. Expeditionen in das Innere
lohne dieser Handel nicht, da das Product überall hochwerthig sei.
Ueberhaupt sei der Elfenbeinhandel Africa’s bei der grossen Zahl von
Zähnen, welche jährlich exportirt werden, dem Untergange geweiht,
wenn man nicht bald lerne, den Elephanten zu zähmen.
Herr Woermann hatte sein Thema formulirt: Erforschung des
deutschen Biafragebietes, beschäftigte sich aber besonders mit der Frage,
in welcher Weise die Gebiete Central-Africa’s zu verwerthen seien. Er
lehnt es ab, dieselben schon heute als Absatzgebiete zu betrachten und
meint, erst dann, wenn der Export sich entwickelt, und die Erkenntniss
des Werthes ihrer Landesproducte die Neger zur Arbeit getrieben habe,
sei ein Wachsen des Imports zu erwarten. Derselbe sei untrennbar mit
dem Export verknüpft. Auf die Küstengebiete komme es an. Die
Biafraküste stehe durch Handelswege unter den Eingeborenen im Ver-
kehr mit weit innen gelegenen Gebieten. Diese dem deutschen Handel
zu sichern, sei gleichzeitig durch Expeditionen von innen nach aussen
und umgekehrt zu erstreben.
Herr Welker-Halle sprach über die Schädel der Bewohner von
Socotora.
11. April. Nachmittagssitzung: Herr Neumayer sprach über
die erneuten Anstrengungen, das Schicksal Leichardt’s zu entdecken
und sodannüber die beabsichtigte neue Auflage seines Werkes: „Anleitung
zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen“ und nahm einige Wünsche
der Versammlung in Betreff derselben entgegen.
Für 1886 wurde Dresden als Versammlungsort gewählt, und der
Centralausschuss für 1886 aus den Herren: Neumayer, Ruge,
v. Richthofen, Supan und Günther constituirt.
Herr v. Richthofen gab zum Schluss dem Danke der Versammlung
für das Localcomite Ausdruck.
*) Es handelt en: bekanntlich nur um ein kleines Stück Land bei Noki, welches
die Africanische Gesellschaft in Deutschland zu kaufen wünscht.