242 Literarische Anzeigen.
ben nothwendig ist, ist das Buch selbst noch mit zahlreichen Holzschnitten
und Steindruck-Tafeln ausgestattet, von welchen einzelne die bereits
veralteten Karten des Atlas ersetzen sollen: zu den letzteren gehört eine
neue Tiefenkarte des nördlichen Theils des Oceans, welche nach den
neuesten Tiefseeforschungen bearbeitet ist und von der alten Karte nicht
unwesentlich abweicht. Dasselbe gilt für die Karten mit den Isogonen
Isoklinen und Isodynamen, welche die magnetischen Elemente für 1883
enthalten, während die im Atlas von 1881 stammen. Das erste Capitel
behandelt die physikalischen Verhältnisse, die Meerestiefen, Temperatur-
Vertheilung, specifisches Gewicht des Meerwassers und die Strömungs-
verhältnisse, während die Ebbe- und Fluth- Erscheinungen erst später
im 11. Capitel Aufnahme finden, und die dazwischen liegenden Capitel
durch die Meteorologie ausgefüllt werden. Von den meteorologischen
Verhältnissen wird eine ganz besonders eingehende und den bisherigen
Segelhandbüchern fremde Behandlung den Stürmen des Atlantischen
Oceans gewidmet. Während in den älteren Büchern mehr der
durchschnittliche normale Verlauf der Wind- und Witterungsverhält-
nisse dargelegt wurde, und Stürme als Unregelmässigkeiten und Ab-
weichungen hiervon nur eine untergeordnete Darstellung erfuhren, werden
hier dieselben besonders hervorgehoben, nach allen Richtungen. hin
eingehend besprochen und vor allen Dingen durch zahlreiche Beispiele,
wie sie der Seewarte von Schiffen der deutschen Kauffahrtei in grosser
Auswahl zur Verfügung standen, erläutert. Die Direction selbst legt: in
dem Vorwort hierauf ein besonderes Gewicht.
Nachdem so zunächst eine allgemeine Uebersicht über die mitt-
leren Windverhältnisse auf dem Ocean und über diejenigen der ver-
schiedenen Jahreszeiten gegeben ist, sodann die Wind- und Witterungs-
verháltnisse an den Küsten des Atlantischen Oceans, der Luftdruck
und die Luftströmungen und ihre gegenseitigen Beziehungen zu einander
behandelt werden, die mittlere Temperatur und der Wassergehalt der
Luft mit der Regen- und Niederschlagsvertheilung eine kurze Besprechung
finden, nehmen die Capitel von den Stürmen einen umfängreichen
Theil ein.
Um dem Seemann eine möglichst einfache und klare Uebersicht zu
geben über die ihm wichtigsten meteorologischen Verhältnisse: die Winde,
sind, obgleich der Atlas bereits auf 4 Karten die vorherrschenden Winde
der Jahresquartale vorführt, dem betreffenden Capitel des Handbuches
noch 2 Tafeln beigefügt, die nach einer neuen Methode ein Bild geben
von den Windverhältnissen in den zwei entgegengesetzten Jahreszeiten,
für Juli und August, sowie für Januar und Februar, und zwar nach der
vorherrschenden Richtung, Stärke und Beständigkeit der Winde. Auf
diesen Tafeln wird die Windrichtung durch die Richtung von Pfeilen
bezeichnet, ihre Beständigkeit oder das Mass ihres Vorherrschens durch
die Länge der Pfeile, die Stärke durch die Dicke derselben.
Die Stürme werden nach einer allgemeinen Darlegung ihrer Natur,
ihrer Entstehung und Gesetze, gesondert nach ihrem‘ Charakter und
dem Ort ihres Auftretens behandelt. Den Böen, Tornados und kurzen
Gewitterstürmen in dem Aequatorial-Calmengürtel und dem Passat-
gebiet folgen die selteneren, furchtbareren Erscheinungen der
tropischen Wirbelstürme, wie sie aber als besondere Eigenthümlichkeit
fast nur im Nordatlantic angetroffen werden. Nach den zwei Haupt-
gebieten, auf welchen die letzteren im Osten und Westen auftreten,
werden dieselben classificirt in Wirbelstürme bei den Capverden und
westindische Orcane; der Zusammenhang zwischen beiden wird, wenn