Full text: Über seine zweite Schingú-Expedition

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396 Dr. G. Schweinfurth: 
  
Im Herbst des Jahres 1883 führte ich noch eine (150 km) kleinere 
Rundreise innerhalb der zwischen Kairo und Sues gelegenen Wüste 
  
aus, wo es noch viele geologische Fragen zu beantworten gab. 
Im April und Mai 1884 begab ich mich nach einer genaueren geolo- 
gischen Untersuchung des Pyramidenfeldes und der westlichen Berandung 
des Nilthals daselbst, durch die Wüste nach dem Fajum, umging als 
erster Reisender seit der von Martin 1801 ausgeführten Rekognos- 
zierung den Birket el Qerun auf der Nordseite und kehrte durch das 
Kulturland wieder nach Kairo zurück (260 Kilometer Wüstentour). 
Diese kleine Reise lieferte Ergebnisse mannigfacher Art. Am 
Rande des Nilthals südlich von den Pyramiden hatte ich eine sehr 
reiche Schicht vortrefflich erhaltener Conchylien entdeckt, welche eine 
Uferbildung aus der Postpliocän- oder aus der Diluvialzeit (Saharien) 
nach anderen aus der Pliocänzeit darstellen. Im Westen der Pyra- 
miden fand ich die in diesem Teile des Landes durch ihr unver- 
mitteltes Auftreten sehr überraschende obere weiße Kreide auf einer 
Strecke von mehreren Quadrat-Kilometern mit vortrefflichen Fossilen 
verbreitet. Im Norden von Birket el Qerun, dem See von Fajum, fand 
ich einen wohlerhaltenen kleinen Tempelbau aus der XIII. Dynastie 
auf, der bisher den Nachforschungen der Ägyptologen entgangen war. 
Dem See gab ich infolge meiner Aufnahmen eine durchaus veränderte 
Gestalt, da die bisherige alle Karten von Ägypten in sehr augenfälliger 
Weise verunstaltete. Meine Ausbeute an Versteinerungen auf dieser Tour 
war sehr groß. Die geologischen Profile und die zu ihrer Erklärung 
nötigen vorläufigen Kartenentwürfe habe ich, wie seit 1877 immer, dem 
gütigen Förderer meiner Unternehmungen, Geh. Berg-Rat Prof. Beyrich, 
eingeliefert. 
In den Wintermonaten November 1884 bis Februar 1885 unternahm 
ich eine ausgedehnte Reise durch die arabische Wüste, indem ich, von 
meiner Wohnung in Kairo aufbrechend, unter vielen Kreuz- und Quer- 
zügen bis Qeneh gelangte, und nachdem 2400 Kilometer Wegstrecke 
zurückgelegt waren, wieder zu meinem Ausgangspunkte in Kairo 
zurückkehrte. Diese Reise sollte zunächst einige von den vielen auf 
der Karte der arabischen Wüste noch übrig gebliebenen Lücken aus- 
füllen. Viele neue Wegstrecken wurden begangen, unbekannte Thäler 
aufgenommen und wichtige Gebirgsglieder unterschieden, die bisher 
übersehen worden waren. Meine Entwürfe sind zum großen Teil 
ausgeführt, aber, abgesehen von einem kleinen Bezirk am Roten Meer’), 
noch nicht veróffentlicht worden. 
  
  
  
  
  
ägyptischen Hauptstadt. Leider ist diese sorgfältige Vermessungsarbeit, bei welcher 
die Terraindarstellung durch Höhencurven geschah, bisher ein unpubliziertes Manu- 
skript geblieben. 
1) Der Wadi Gasüs in Denkschriften der Pr. Akad. d. W. 
  
 
	        
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