Bericht über seine Forschungen in Ägypten während der letzten 15 Jahre. 399
1878 durch seine Aneroidablesungen im Thalkessel von Rajan für
diese Gegend das Vorhandensein einer solchen Einsenkung konstatiert
hatte. Ich begab mich mit meiner Reiseausrüstung nach der Stadt
Benisuef. Bei dem Besuche der alten Ruinenstätte von Heracleopolis
und einiger kleineren Ruinenplätze am Südrande des Fajums war mir die
Gesellschaft des Prof. A. Erman von höchstem Interesse. Ein unge-
löstes Problem der alten Geographie war in dem Erdwall von Tamma
bei Sedment geboten. Indem ich in südöstlicher Richtung vom süd-
lichsten Zipfel des Fajum bei Gharaq in die Wüste eindrang, hatte ich
Gelegenheit, mehrere auf den bisherigen Karten noch ungenau oder
gar nicht eingetragene Wüstenkessel, namentlich die von Moéleh und
Rajan kartographisch und hypsometrisch!) festzulegen. Das Ergebnis
der 300 km umfassenden Reise wurde in unserer Zeitschrift unter
Beifügung einer Originalkarte veröffentlicht. Die geologische Aus-
beute war umfangreich und bot viel des Neuen.
Hinsichtlich der Moeris-See-Hypothesen mufste ich zu dem alten
Linant'schen Standpunkt, der ja bisher auch alle Geographen und
Ägyptologen zufriedengestellt hat, zurückkehren. Die Terrainsenkungen
im Süden, die Whitehouse mit dem alten Moeris in Verbindung bringen
will, entbehren jeder Spur einer Süfswasserablagerung und können nie
vom Nil aus gefüllt worden sein. Will man überhaupt die Angaben
der alten Geographen zu Recht bes ehen lassen, so bleibt keine andere
Wahl als die Theorie Linants zu adoptieren, deren Mängel mehr in
der unpassenden Herbeiziehung des thatsächlichen Beweismaterials als
in ihrem leitenden Gedanken zu suchen sind.
Meine in demselben Jahre ausgeführten Nachforschungen auf der
Ruinenstätte des alten Schet — Krokodilopolis — Arsinoe?) sind den
Lesern unserer Zeitschrift bekannt. Die Gelegenheit war auch für
mich verlockend, durch Einsammeln von Papyrusfragmenten und Be-
kleidungsstücken. aus altbyzantinischer Zeit mich den Zwecken unseres
ägyptischen Museums dienstbar zu erweisen.
Im Mai desselben Jahres unternahm ich noch eine kauptsächlich
geologischen Aufgaben gewidmete Tour auf dem Isthmus von Sues. Ich
bestieg das Attaga-Gebirge und beutete die sehr fossilreichen Miocän-
schichten des Gebel Genefe aus.
Im Februar 1887 widmete ich in Gesellschaft des Dr. J. Walther
von Jena der Erforschung der den Pyramiden benachbarten Kreide-
region besondere Aufmerksamkeit. Eine Kartenaufnahme in größerem
1) Die nachträglich von Cope Whitehouse veranlafste wiederholte Nivellierungs-
Arbeiten in dieser Gegend haben eine überraschende Übereinstimmung mit meinen
Beobachtungen ergeben. Für die Depression von Rajan und Moeleh ergaben
dieselben in ihren Mittelwerten keine Differenz.
2) Topographische Karte von Arsinoé in Zeitschr. f. Erdk. Bd, 22.
Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdk. 1888. 28