Full text: Über seine zweite Schingú-Expedition

  
404 Briefliche Mitteilungen. 
grobes Gerölle sowohl von archaischen wie von vulkanischen Ge- 
steinen, darunter grauen Thon mit Gyps, darunter roten Sandstein 
und kleineres Gerölle an; an anderen Stellen treten der rote Sand- 
stein und graue Thon jedoch auch über dem groben Gerölle auf. Die 
Steine, welche auf der Oberfläche der Ebene umherliegen, sind auf- 
fallenderweise meist nur wenig gerundet; stellenweise findet man viel 
Bimstein und stark verschlackte Lava. Die Schichten liegen im ganzen 
horizontal, sind jedoch mitunter auch unter mäfsigen Winkeln aufge- 
richtet, es scheint sich hier um örtliche, vielleicht auf den Thalrand 
beschränkte Verdrückungen zu handeln. Die weite, der Küste parallele 
Erstreckung dieser Ebene legt den Gedanken an einen marinen Ur- 
sprung derselben nahe, jedoch habe ich bisher keinen sicheren Beweis 
weder dafür noch dagegen gefunden.. 
Die dritte Ebene, die von Arequipa, besteht größtenteils aus vul- 
kanischem Material, welches der Pichu-Pichu, Misti und Chachani ge- 
liefert haben, nämlich aus vulkanischem Geröll und Sand und ver- 
schiedenfarbigem, teilweise sehr hartem Tuff, aus welchem ganz Are- 
quipa erbaut ist. Die Schichtung ist überall horizontal. Es muß vor- 
läufig dahin gestellt bleiben, ob die Ablagerung dieser Massen in 
einem alten See oder in einem gewöhnlichen Thalkessel erfolgt ist. 
Die peruanische Küste liegt, mathematisch betrachtet, noch in der 
Tropenzone, aber trägt thatsächlich durchaus keinen tropischen Cha- 
rakter. Unter dem Einflusse der das ganze Jahr herrschenden süd- 
lichen also polaren Winde und der nordwärts gerichteten kalten 
Meeresströmung ist die Temperatur um mehrere Grad niedriger, als 
es den betreffenden Breitengraden entsprechen würde; auf der Seefahrt 
von Callao nach Mollendo war es so frisch, daß man sich kaum im 
Freien hinsetzen konnte, Eine zweite Folge der polaren Winde und 
Meeresströmung ist die Regenlosigkeit; nur in längeren Zeiträumen 
fällt einmal ein heftiger Regenguß, im allgemeinen giebt es keine 
anderen Niederschläge als dicke Winternebel, die sogenannten Garuas 
oder Camanchacas. Der Bereich derselben erstreckt sich etwa bis 
zum hinteren Rande der Lomas, während die Pampa de Islay selbst 
dieser geringen Feuchtigkeitsquelle entbehrt. Hier herrscht voll- 
ständiges Wüstenklima mit excessiven Temperaturen, welche zusammen 
mit dem Wassermangel, besonders im Sommer, das Reisen in diesen 
Ebenen recht. unangenehm machen. In den Cerros und in der 
Gegend von Arequipa fallen wieder Regen, jedoch nicht, wie die 
Küstennebel im Winter, sondern wie auf dem Kamme an dem Ostab- 
hange der Anden, in der Zeit des hóchsten Sonnenstandes. Jetzt im 
Winter ist der Himmel in Arequipa bestándig tiefblau und wolkenlos und 
die Feuchtigkeit so gering, dafs die Differenz des trockenen und des 
feuchten Thermometers gewöhnlich 10—120 beträgt. Auch die sommer- 
lichen Regen sollen in der Ebene von Arequipa noch sehr unbedeutend 
sein und nur auf den drei Vulkanen größere Wasser- bezw. Schnee- 
mengen liefern. 
Unter diesen Umständen kommen nur von”. den schneebedeckten 
Kämmen beständig fließende Bäche herab; in den Lomas und Cerros 
füllen sich die Betten nur nach den ausnahmsweise fallenden Regen- 
güssen, und dem größten Teile der Pampa de Islay fehlen Bachbetten 
überhaupt. Die Pampa zeigt in ihrem Inneren grofsenteils noch die 
ursprüngliche Oberfläche; zwischen den Bahnstationen Vitor und San 
Jose ist dieselbe mehr aufgelöst und nur in einzelnen Rücken und 
  
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