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Briefliche Mitteilungen. 405
Kuppen erhalten, während dazwischen weite Flächen ein niedrigeres
Niveau haben, aber eigentliche Schluchten oder Thälchen finden sich
nur in unmittelbarer Nähe der tief eingegrabenen, cañonartigen
Thäler der vom Gebirge herabkommenden Flüsse. Sowohl diese
Schluchten wie die Schluchten der Lomas, z. B. die Quebrada de
Guerreros, in welcher der alte Weg von Islay heraufführt, sind heute
mit Flugsand und einem an den Löß erinnernden grauen Staube er-
füllt. Es muß dahin gestellt bleiben, ob nur zufällig längere Zeit
keiner jener Güsse gefallen ist, welchen wir hier die Schluchtenbildung
überhaupt verdanken, oder ob, wie behauptet wörden ist, eine säkulare
Austrocknung des Klimas stattfindet. In jüngerer geologischer Zeit, d. h.
seit der Bildung der Pampa de Islay, kann das Klima keinenfalls sehr
viel feuchter gewesen sein, da wir sonst auch in ihr alte Thäler finden
müfsten.
Die auffallendste Bodenform der Pampa de Islay ist ein Erzeugnis
des Windes; es sind die sogenannten Médanos, kleine halbmond-
fórmige Sanddünen, welche ihre konvexe Seite, dem Vorherrschen der
Súdwinde entsprechend, immer nach Súden kehren. Den Durchmesser
dieser Dünen bestimmte ich im Mittel etwa zu 30m, die Höhe zu
5—6m, den Einfallswinkel auf der äußeren Seite zu 20°, auf der
inneren Seite zu 30°; für die Beweglichkeit derselben legt die Beob-
achtung ein Zeugnis ab, dafs die Wegspuren häufig von ihnen úber-
weht sind. Sie sind nicht über die ganze Pampa gleichmálsig ver-
teilt, sondern fehlen stellenweise, z. B. zwischen La Joya und Cachendo
fast ganz, während sie nach dem nordöstlichen Rande hin massen-
weise angehäuft sind. Es scheint, als ob das Ansteigen des Terrains
in der dem Winde entgegengesetzten Richtung die Ursache dieser
Verteilung sei. ;
Auch an den einzelnen Steinen, welche auf der Oberfläche der
Ebene umherliegen, kann man die Wirkung des Windes mitunter er-
kennen. Am auffallendsten ist diese Wirkung bei einem weichen,
sandig thonigen, einzelne härtere Gesteinsbrocken einschliefsenden Ge-
Stein; während auf der Oberfläche desselben unregelmäfsige Rinnen
eingegraben sind, zeigt die dem Winde zugekehrte Seite lauter kleine
horizontale Pfeiler, welche, abgesehen von der anderen Lage und
Grôfse, an die bekannten Erdpyramiden erinnern und an ihrer Spitze
gleichfalls stets ein hartes Steinchen ‚zeigen. Die Oberfläche hárterer
Gesteine erscheint wie glatt poliert, dagegen habe ich, trotzdem meine
Aufmerksamkeit beständig darauf gerichtet war, nur ganz schwache
Andeutungen von Kantengeröllen gefunden, deren Bildung man ja
neuerdings vielfach durch den Flugsandschliff erklärt. Anfangs glaubte
ich dieses Fehlen dem Umstande zuschreiben zu dürfen, daß die um-
herliegenden Steine um wenig gerollt sind, aber auch als in der
Nähe des Thales von Vitor die Gerölle zunahmen, konnte ich doch
keine typischen Dreikanter finden.
Bei dem grofsen Mangel an Feuchtigkeit ist natürlich die Vege-
tation in dieser ganzen Gegend eine sehr spárliche. An den Lomas
und in geringerem Grade auch in der Küstenebene sprossen unter
dem Einflusse der winterlichen Nebel Gräser und Kräuter hervor,
welche Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen während dieser Monate
ein genügendes Futter gewähren, während die sommerliche Dürre die
Hirten zwingt, ihre Herden in die Thäler oder in das Gebirge zurück-
zutreiben. Die Pampa de Islay ist absolute Wüste, ohne jede Spur