Full text: Schilderung der Reise (1)

  
  
  
  
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Nach Westen 165 
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die Boote zu schaffen. Wir kommen noch glücklich über den Katarakt 
Iwänayapong und schlafen gleich oberhalb. 
15. Dezember. 7'/, Uhr ab in den herrlichen Morgen hinein. Aküli, dem 
meine Hausmittel anscheinend vorzüglich geholfen haben, schießt ein feistes 
Cujubim, das sich lange vor Sonnenaufgang uns gegenüber im Uferwald 
hören ließ. Der knarrende Laut, mit dem dieses schmackhafte Baumhuhn 
den Morgen begrüßt, könnte von zwei alten Bäumen herrühren, die sich an- 
einander reiben. 
Es ist merkwürdig, wie wenig manche geflügelten Bewohner des süd- 
amerikanischen Tropenwaldes in ihren Lauten an einen Vogel mahnen. Wer 
zum ersten Mal den Mutum hört, könnte meinen, es sei ein gefährliches Raub- 
tier, das dort brummt. Das possierliche Jacami hat ein ganzes Repertoire 
von Lauten, die es je nach seiner Gemütsstimmung anwendet. Bald schmet- 
tert es gellend hinaus jwie eine Trompete, bald zeigt es sich als geschickter 
Bauchredner und gibt ganz eigenartige dumpfe Töne von sich, die man eher 
einem Vierfüßler als einem Vogel zuschreiben möchte. Der kleine Socö- 
Reiher brüllt wie ein Ochse, und der weithallende Ruf eines rabenähnlichen 
Vogels gleicht dem Heulen einer fernen Dampfsirene. 
Kurz nach 1 Uhr kommen wir an der Mündung des Enerepä, eines an- 
sehnlichen linken Nebenbaches, vorüber und passieren bald darauf die 
„Trommelschnelle‘“, Samburä-melü. 
Uruküba erlegt eine Anzahl großer Fische, Pacú und Curimatä, die in 
dem seichten, klaren Wasser hin und her schießen. Ein mächtiger Pirandira 
enteilt mit dem zerbrochenen Pfeil. 
Nach kurzer Weiterfahrt erreichen wir den Katarakt Okiripäng, der 
aus einer Reihe von Fällen besteht und in eine lange, von Felsen starrende 
Stromschnelle ausgeht. Wir suchen längere Zeit nach einem Weg und ar- 
beiten uns dann mühsam über den unteren Teil. Auf einer kleinen Felsen- 
insel inmitten der sprudelnden Wogen lagern wir. 
Ich würde des Abends gern noch etwas lesen oder schreiben, da ich we- 
gen der Barometer- und Thermometer-Beobachtungen doch bis 9 Uhr wach 
bleiben muß, aber Millionen von langgeflügelten Eintagsfliegen, Faltern und 
anderen kleinen Insekten, die von dem Licht angezogen werden, lassen es 
nicht zu. So liege ich untátig träumend in der Hängematte, rauche eine Zi- 
garette nach der anderen und schaue zu den Sternen empor. Die Indianer 
hocken um das Feuer und essen heute zum so und so vielten Mal gebratenen 
Fisch. Akúli erzählt Geschichten. Er ist unermüdlich darin ; unser Hofnarr, 
stets zu dummen Späßen aufgelegt. Freilich, wenn er sein 
hat, ist er matt wie eine Fliege nach der ersten Frostnac 
e Ohrenschmerzen 
ht und gibt kaum 
  
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