Zum Ventuar: 273
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Die Geburt fand hinter einem Verschlag aus Rindenstiicken statt, wo
das Ehepaar haust. Die Wehen dauerten fast die ganze Nacht, und ich hatte
Sorge um die wimmernde kleine Frau, die in letzter Zeit so viel durch-
gemacht hat, bis ich durch den ersten kráftigen Kindesschrei davon befreit
wurde. Manduca teilte mir morgens freudestrahlend und unsagbar stolz
- das frohe Ereignis mit. Nicht einmal das leiseste Zeichen der Enttäuschung
war auf seinem Gesicht bemerkbar, daß es kein Bub geworden war, auf den
er so sicher gerechnet hatte. Mutter und Kind ginge es gut.
Die Träger gehen ab mit einigen Lasten. Sie sollen die Großmutter
schicken, damit sie den Haushalt hier übernimmt. Während es draußen
wieder in Strömen regnet, packen wir die von den Schirianá erworbenen
Bogen und Pfeile aus, die wir seit Motomot6 mit uns schleppen. Die ur-
sprünglich so schön gearbeiteten Pfeile sind durch die Feuchtigkeit ganz
verdorben. Sammlerleiden! —
Gegen Abend kommen noch ein jüngerer Bruder Manducas — er hat
deren vier — und sein niedliches Schwesterchen von etwa 8 Jahren. Jetzt
haben wir doch wieder eine ‚Frau‘ im Haus, die uns Maniok reiben und
Fladen backen kann, wenn es auch nur eine kleine ist. (Abb. 91)
20. Mai. Ausnahmsweise sonniger Tag. Romeo wäscht Kleider. Wir
sind furchtbar dreckig. Seit Wochen haben wir wegen des elenden
Regenwetters nicht waschen können und liegen nun seit Tagen im Schmutz,
Ruß und Staub dieser gichtbriichigen Baracke.
Mittags kommen wieder fünf Neue, Yekuaná vom Ventuari. Zwischen
dem ältesten von ihnen, der mit seiner Flinte im Arm am Eingang hockt,
und Manduca, der unsichtbar hinter dem Verschlag bleibt, findet ein lan-
ges, rasches Wechselgespräch statt, in dem die Geburt der Tochter und
unsere ganze Reise von Anfang bis zu Ende mit den kleinsten Einzelheiten
besprochen werden. Wie immer, werden auch die beiden Fremdlinge
gründlich durchgehechelt und ihre sonderbaren Gewohnheiten lachend
verspottet.
Der Alte, ein Zauberarzt, will eine Axt haben, ,,weil er die Leute mit-
gebracht habe.“
„Hier kann ich dich nicht bezahlen. Die Äxte sind alle schon drüben.
Warte, bis wir zum Ventuari kommen!“
„Dann gehe sofort mit mir!“
„Das fällt mir gar nicht ein. Ich gehe, wann ich will. Du brauchst
nicht mißtrauisch zu sein. Ich habe meine Leute immer ehrlich bezahlt.‘
Da gibt er sich zufrieden und zieht mit einer Schachtel Streichhölzer
ab. Die Last überläßt er den anderen.
KOOH-GRÜNBERG, Vom Boroima zum Orinoco, Bd. I. 18