Full text: Schilderung der Reise (1)

  
  
  
308 Regenzeit 
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Fest. Er verteilt Tabak, ein diekes Bündel zusammengeschnürter Blätter. 
Auch uns gibt er einen wohlgemessenen Anteil davon, zu unserer Freude, 
denn unser Vorrat ist längst zu Ende. 
Bei dem Wohnraum des Häuptlings steht eine grosse „Kanäua“' 
voll Kaschiri. Die rot bemalte Gattin und andere Weiber schöpfen 
unaufhörlich den Stoff in große Kalabassen und kredenzen ihn in 
kleineren Kalabassen den Tänzern und den Umsitzenden. 
Plötzlich erschallen vom Walde her laute Juchzer. Ein Schuß fällt. 
Hunde bellen. Alles eilt ins Freie. Es sind Jäger und Fischer, die mit 
Beute heimkehren. Und nun ein hübsches Spiel: In vollem Lauf kommen 
die jungen Männer daher, im Gesicht und am Körper mit weißen Horizontal- 
strichen bemalt, weiße Flaumfedern des Mutum in den durchbohrten 
Ohrläppchen. 
In der hocherhobenen Rechten schwingen sie ein Stück Liane, an dem 
zwischen Blättern Bündel kleiner Fische hängen. Die jungen Frauen und 
Mädchen springen hinter ihnen her und suchen ihnen die Beute zu entrei- 
ßen. So geht die wilde Jagd bis in das Haus hinein. Triumphierend ziehen 
die Frauen ab, um die Fischehen für sich und die Kinder zuzubereiten. 
Dann bringen die Jäger die große, schon geröstete Beute, Mutum, Wild- 
schwein, Páca, Cutia u. a., in festgepackten Kiepen in die Maloka, wo 
das Wildbret zum Teil sofort für das gemeinsame Mahl gekocht wird. 
Wieder strömt alles hinaus. Auf dem freien Platz vor dem Haus finden 
zwischen den Neuangekommenen und den Tänzern Ringkämpfe statt, 
wie es bei den Yekuaná zum Empfang von Festgästen Sitte ist. Diese 
Wettkämpfe spielen sich sehr rasch ab. Die beiden Gegner treten mit vor- 
gebeugtem Oberkörper wie Kampfhähne voreinander, umfassen sich mit 
Wechselgriff, und im nächsten Augenblick fliegt auch schon der eine kra- 
chend zu Boden und der andere, der Sieger, über ihn hin. Ein prächtiges 
Schauspiel bei diesen muskulösen Gestalten! (Abb. 98) 
Darauf peitscht Schwiegervater alle Neuangekommenen, Männer, 
Weiber und Kinder, vor der Maloka aus. Jeder tritt vor ihn hin, legt die 
Hände flach auf den Kopf, stellt sich gerade, aufrecht, mit Schenkel- 
schluß und empfängt drei kräftige Hiebe, zwei über die Waden, einen 
über Rücken und Bauch. Die Peitsche ist aus Blättern einer Bromeliacee? 
hergestellt, indem die langen Fasern zu einer zopfartigen Schnur geflochten 
sind, und das unversehrt gebliebene untere Ende der Blätter, mit anderen 
1 So nennen die Yekuaná den Kaschirí- der Lingoa geral Kurauá genannt. 
trog. Die Fasern werden zu sehr dauerhaf- 
2 In Nordbrasilien mit einem Ausdruck ten Schnüren gedreht. 
  
 
	        
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