Full text: Schilderung der Reise (1)

  
Bei den Majon 
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durch den zunehmenden Verkehr mit den Weißen immer mehr ver- 
schwinden. 
Beim Flechten nehmen die Indianer manchmal die sonderbarsten 
Körperstellungen ein. Ein junger Mann liegt mit Vorliebe in der niedrig 
angebundenen Hängematte auf dem Bauch und setzt geschickt die Streifen 
des Flechtwerks zusammen, das vor ihm am Boden auf einem umgekehrten 
Reibebrett liegt. 
Gern nehmen die Männer bei uns Körpermessungen vor. Besonders 
Fuyüdi ist der reinste physische Anthropologe. Unsere ansehnliche Körper- 
größe — die meisten Yekuaná reichen uns knapp bis zur Schulter — 
wird mit einem Kohlestrich an einem Pfosten der Hütte bezeichnet. Mit 
einem Rohrstreifen mißt er unsere Kopfweite, den Hals- und Brustum- 
fang, die Dicke der Arme, des Bauches, der Waden, die Länge der Hände 
Füße, Finger und vergleicht sie mit den seinigen. Ja, er will auch unsere 
geheimsten Körperteile messen, aber da streiken wir. 
Abends finden Ringkämpfe auf dem Dorfplatz statt. Schon die Knaben 
üben sich darin. Ich setze Preise aus für die Sieger. 
Die wissenschaftlichen Arbeiten werden auch hier fortgesetzt. Jeder 
Neuankömmling wird sofort photographiert. Auch Gruppen nehme ich 
auf, Männer und Weiber in ganzer Figur, von vorne, von der Seite und 
von hinten. Einige Frauen haben dabei kleine Kinder auf der Hüfte reiten 
und geben sie auch nicht weg, da diese ein Zetergeschrei erheben, wenn 
die Mütter dazu Anstalten machen. Ich stelle die von der Natur wohlaus- 
gestatteten Weiber für die Rückenaufnahme zurecht. Die Männer brüllen 
vor Vergnügen über den Anblick. Dies wirkt natürlieh zurück auf die 
Weiber. Sie lachen und bewegen sich hin und her. Die Kinder schreien 
und zappeln. Dazu fallen plötzlich dieke Regentropfen. Kurz, es ist ein 
Wunder, daß die Aufnahme gelingt. (Abb. 100—105) 
Die Damen und Herren, die drüben bei den Vorträgen die Lichtbilder 
betrachten, können sich gar keine Vorstellung davon machen, unter welchen 
Schwierigkeiten die Aufnahmen zustande gekommen sind. Eine Stunde 
vor Tagesanbruch entwickle ich die Platten in meinem engen Dunkel- 
kammerzelt aus diekem Wollstoff, in dem bald eine unerträgliche Luft 
herrscht. Das Wasser, mit dem Entwickler und Fixierbad angesetzt werden, 
hat über Nacht in einem unglasierten Tontopf im Freien gestanden, damit 
es sich abkühlte, und doch erwärmt es sich rasch und bringt die Schicht 
in Gefahr. Die Platten werden im Fluß gewässert. An einem über die 
Flut geneigten Baumstamm hängt an Bindfaden der Ständer mit dem 
kostbaren Gut in das Wasser. Von der reißenden Strömung wird er hin 
 
	        
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