Full text: Schilderung der Reise (1)

  
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fürchten und, wo sich zwei Tiere zanken, sofort herbeirennen und Frieden 
stiften. Bei Tag steigen sie stets zusammen gravitätisch über den Dorfplatz 
und lassen ihre merkwürdigen schmetternden und brummenden Laute 
hören, sobald Fremde kommen. Nachts haben sie verschiedene Schlaf- 
stellen. Das eine sitzt auf der höchsten Spitze unserer Hütte; das andere 
bäumt am nahen Waldessaum. Auch den Indianern gelingt es selten, sie 
in der Gefangenschaft fortzupflanzen. Die Frauen zähmen leicht die jungen 
Tiere, welche die Jäger im Walde fangen. 
Im allgemeinen vertragen wir uns recht gut mit den Bewohnern von 
Mauakünya. Kleine Diebereien kommen vor. Die Weiber mausen sogar 
gelegentlich Bananen und Maniokfladen, die sie uns kurz vorher verkauft 
haben. Solche Sachen sind aber auch im „zivilisierten“ Europa an der 
Tagesordnung. Daß man uns beim Handel übers Ohr zu hauen sucht, ist: 
bei einem solchen Handelsvolk eine natiirliche Erscheinung. Einem alten 
Herrn, der bei den gemeinsamen Mahlzeiten das Fleisch verteilt, kauft 
Schmidt für ein Messer ein Blasrohr ab, das jener neu angefertigt hat. Das 
Messer nimmt der Alte gleich an sich, aber auch das Blasrohr nimmt er 
wieder mit, angeblich um es noch glatter zu schaben. Mir kommt der 
Handel verdächtig vor. Nach meiner Erfahrung wäre es der erste Indianer, 
der eine Sache noch besser machen will, nachdem er schon die Bezahlung 
dafür erhalten hat. — Richtig! Am nächsten Tage bringt der Alte das 
Blasrohr ohne Mundstück, das aus der halbierten, harten Schale einer 
Baumfrucht hergestellt wird. Ich mache ihn darauf aufmerksam, aber er 
weigert sich, das Mundstück herauszugeben mit dem Begründen, hier gebe 
es diese Früchte nicht; sie kämen weit her und seien daher sehr kostbar. 
Dann verschwindet er in der Maloka und läßt sich nicht mehr sehen. — Ich 
bin ein wenig betrübt über meinen alten Freund, meinen ,,fáha** („Papa“), 
der mich immer so herzlich mit ,,2-nédi !* (mein Sohn!) anredet. — Am 
andern Morgen kommt er mit einem aus Holz ganz kunstvoll geschnitzten 
Mundstück, das er rot angestrichen hat. Er hat gestern den ganzen, Tag 
daran gearbeitet, und das versöhnt mich wieder mit ihm. Er wollte uns 
also nicht geradezu betrügen. Trotzdem weise ich sein Werk zurück. Da 
holt er das echte Mundstück und picht es an das Blasrohr. Ich gebe ihm eine 
Handvoll Schrot, und die Freundschaft ist wieder hergestellt. — Man hatte 
ihm gestern sofort gemeldet, daß ich das Blasrohr verächtlich vor die 
Hütte geworfen hätte. Das hat wohl auch etwas gewirkt. 
Es sind noch viele Kranke da; jede Nacht, bisweilen frühmorgens vor 
Tagesanbruch hört man die Beschwörungen der Zauberärzte. Manduca 
singt und rasselt stundenlang in der Maloka über seiner jungen Frau, die 
  
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