Full text: Schilderung der Reise (1)

Schluß 
A SEE BERNER SERERRENBENG... 
Arm des Atabäpo mit dem Orinoco gebildet wird. Im Sommer trocknet 
dieser Kanal aus. 
Auf kurzem Fußpfad gelangt man von San Fernando in einer knappen 
Viertelstunde an das Ufer des Orinoco, der in dieser Jahreszeit sehr niedrig 
ist. Überall sieht man langgestreckte Sandbänke, riesige Granitfelsen, 
die in einzelnen scharf abgegrenzten Marken den Hochstand des Flusses 
anzeigen. 
Es gibt in San Fernando viele Müßiggänger, die gern lange schlafen. 
Wenn wir längst vom Morgenbad zurück sind, stehen die Honoratioren 
erst auf, baden, bummeln in den Straßen herum oder kommen wohl auch 
zu einem kurzen Plauderstündchen zu uns herein. Den größten Teil des 
Tages und der Nacht sitzen sie in der gegenüberliegenden Kneipe, spielen 
Karten, würfeln und treiben Politik unter großem Geschrei. 
San Fernando soll mehr als hundert Wohnungen und im Sommer 
tausend, im Winter einige tausend Einwohner haben, was mir viel zu hoch 
gerechnet erscheint. Ich glaube, daß in der Trockenzeit, wenn die meisten 
in den Kautschukwäldern arbeiten, nicht mehr als 400 bis höchstens 
500 Menschen im Ort sind. Die Mehrzahl davon sind reinblütige Indianer. 
Die Kirche ist im Innern überaus einfach, dazu stark vernachlässigt. 
Im Hintergrunde steht auf dem Altar die fast lebensgroße, aus Holz 
geschnitzte, steife Figur des heiligen Ferdinand, des Königs ‚Fernando de 
Castilla y Aragön“, mit goldener Krone auf dem Haupt und goldenem 
Scepter in der Hand, bunt bemalt, in der Uniform eines spanischen Sol- 
daten. Es ist wahrscheinlich Indianerarbeit aus dem 18. Jahrhundert, der 
Zeit der Missionen. Zwei Glocken, welche die Gläubigen, meistens Frauen 
und Kinder, zur Andacht rufen, wenn gerade ein Priester da ist, hängen 
vor der Kirche an einigen Balken. 
Ähnlich wie in den großen Handelsplätzen am Amazonas, so spielt 
auch im kleinen San Fernando der Kautschuk die größte, man kann wohl 
sagen, die einzige Rolle. Der ganze Handel geht mit Lastbooten über die 
„Baudales“, die großen Stromschnellen von Maipures und Atures nach 
Ciudad Bolivar und von da nach England und den Vereinigten Staaten. — 
Vierzehn Tage blieben wir hier als Gäste des stellvertretenden Gou- 
verneurs. Ruderer bis Yavita waren nicht zu bekommen. Es würde uns 
auch nicht viel genützt haben, denn auf der andern Seite am Pimichin und 
Guainia waren, wie man uns sagte, weder Boote noch Leute, die uns 
hätten weiter bringen können, da alles in den Kautschukwäldern arbeitete. 
Ich verwendete die Zeit zu Sprachaufnahmen und erhielt von India- 
nern, die in San Fernando und in der Umgebung bedienstet waren, größere 
Wörterlisten des Piapóko, Guahivo und Puináve. 
 
	        
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