Full text: Schilderung der Reise (1)

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Rechten zwei ansehnliche Nebenflisse Jao in einem zweiarmigen Delta 
und Purunáme. Ihr Lauf ist noch ganz unbekannt. Ihre Ufer werden 
angeblich von Piaroa oder Mäku bewohnt. Einen Ruhetag machten wir 
in Maricapána beim „Comisario General“ Domingo Martinez, einem 
lustigen Philosophen, der uns lachend erzählte, daß einige Wochen vorher 
sein ganzes Besitztum mit fast allem Inhalt niedergebrannt sei. 
Über die Räuberei des edlen Antonio Yaracúne war er sehr entrüstet 
und versprach, ihn exemplarisch zu bestrafen. Leider wurde auch er bald 
darauf ein Opfer der Revolte. Mit einem seiner Piaroa konnte ich eine 
Wörterliste anlegen. Ich sah hier den ,,Espanyol'* wieder, den ich im 
November 1912 in Anakadinya am Yatete kennen gelernt hatte. Wie mir 
Martinez erzählte, hatten schon im Oktober Indianer vom Cunucunüma 
die Nachricht gebracht, im Quellgebiet des Ventuari seien zwei Weiße. 
Der eine heiße ‚„Dotüru‘; er schreibe viel auf das Papier und wisse alles, 
Flüsse, Wege usw., aus seinen Papieren. Er mache Bilder von den Leuten 
und treibe viel Zauberei. Sie hätten Furcht vor ihm. — Vielleicht hat uns 
diese Furcht das Leben gerettet. — 
Kurz oberhalb Maricapäna holte uns der Venezolaner ein, der den 
Hauptteil meines Gepäcks mit sich führte. Wir stiegen auf sein großes 
Lastboot über, verstärkten seine Mannschaft mit unseren drei Ruderern, 
und kamen nun rascher vorwärts. Am 29. Januar fuhren wir an der breiten 
Mündung des Cunucunüma vorüber und lenkten am nächsten Morgen 
bei Sonnenaufgang in den Casiquiare ein. Dunkel, aber in voller Klarheit 
hob sich der mächtige Duida vom rötlich strahlenden Morgenhimmel ab. 
Der Eintritt des Casiquiare war früher sehr schmal. Einige Jahre 
vorher aber war das rechte Lehmufer nachgebrochen. Man sah es noch an 
dem schroffen Abfall, an dessen äußerster scharfer Kante einige Hütten 
standen und bei der nächsten Gelegenheit in den Fluß zu stürzen drohten. 
Auch so ist die Öffnung noch wenig auffällig. Wenn man am rechten 
Orinoco-Ufer aufwärts fährt, kann man sie für eine tiefere Bucht halten 
und leicht verfehlen. 
Es macht einen eigenartigen Eindruck, wenn das Boot plötzlich in den 
rasch strömenden Kanal gerissen wird. Romeo, der sonst alles Neue äußer- 
lich mit stoischem Gleichmut in sich aufnahm, konnte sich gar nicht 
vorstellen, wie man von dem Orinoco in den Rio Negro käme, ohne über 
Land gehen zu müssen. — Er mag sich trösten. Ganz anderen Leuten hat 
diese großartige Gabelteilung das geographische Gleichgewicht gestört. 
Noch fünfzig Jahre, nachdem La Condamine in einer öffentlichen 
Sitzung der Pariser Akademie von der Entdeckung des Kanals Mitteilung 
 
	        
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