Full text: Mythen und Legenden der Taulipáng und Arekúna-Indianer (2)

  
  
Einführung 3 
MANN 
EINFÜHRUNG 
Die vorliegende Sammlung umfaßt Naturmythen und Heroensagen, 
Märchen, Tierfabeln und humoristische Erzählungen. 
Manche Heroensagen sind auf Naturmythen zurückzuführen, die im 
Laufe der Zeit verblaßt sind und heute in fremdem Gewand erscheinen. 
Aus gewissen Zügen der Heroen lassen sich die Naturvorgänge erkennen, die 
zu der Mythe die Veranlassung gegeben haben. 
Die Märchen handeln von Zauberern und Zauberkünsten, Verwand- 
lungen mannigfachster Art von Menschen in Tiere, von Menschen und 
Tieren in Objekte des gewöhnlichen Lebens und umgekehrt. Sie handeln 
von magischen Geräten, von Menschenfressern und Ungeheuern in Gestalt 
von Menschen und Tieren. 
Eine besondere Klasse von Märchen bezieht sich auf die Entstehung 
der heutigen Tänze, deren sonst unverständliche Gesänge erst durch die 
Sagen ihre Erklärung finden. 
Die Tiersagen tragen zum Teil explanatorischen Charakter, indem sie 
Eigenschaften, Farbe und Gestalt der Tiere aus Vorgängen der Urzeit er- 
klären.! Sie finden sich dann meistens episodisch in den Mythen und Mär- 
chen. Andere sind eigentliche Tierfabeln, in denen Schlauheit und Dumm- 
heit, Geschicklichkeit und Tölpelei, Stärke und Schwäche einander gegen- 
übergestellt werden. 
Dieselbe Tendenz wie die Tierfabeln haben die Kone’wö-Erzählungen. 
Der Held ist ein schlauer und furchtloser Mann, der besonders die Jaguare 
überlistet und tötet, schließlich aber, wie viele tapfere Leute, an einer Klei- 
nigkeit zu Grunde geht. Ein Mistkäfer tötet ihn. Es sind humorvolle 
Anekdoten, manche von derber Komik, die aus sehr verschiedenen Zeiten 
stammen und noch heute der Lust am Fabulieren ihre Entstehung verdanken, 
wie man an ganz modernen Zügen erkennen kann. 
Noch harmloser sind die kurzen Geschichten von Kaláwunség, dem 
Lügner, einer an Münchhausen erinnernden Gestalt der Arekuná, von dem 
unzählige Aufschneidereien erzählt werden. Sie passen sich ganz den 
modernen Verhältnissen an und werden auch bei gemütlichem Zusammen- 
sein ad hoc erfunden, wobei ein Erzähler den anderen zu übertrumpfen 
sucht. Zum Teil sind diese Schwänke so obszön, daß sie sich nicht zur 
Wiedergabe eignen. 
l Paul Ehrenreich: Die Mythen und Nordamerikas und der alten Welt. 
Legenden der südamerikanischen Ur- Berlin 1905. $. 9. 
völker und ihre Beziehungen zu denen 
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