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anderer Richtung verlaufenden Streifengruppe durchflochten (Taf. 22, 7;
24, 4,8 u. 2.)'.
In die Korbwannen verstehen besonders die Taulipáng und Arekuná,
aber auch die Wapischána, durch Verwendung verschiedenfarbiger Flecht-
streifen geschmackvolle Muster einzuflechten, Mäander, Haken, Kreuze,
Vierecke und stilisierte Figuren von Menschen, Kröten und Affen (Taf. 22, 4;
24,1,5,10,11,12,14). Zu diesem Zweck legt man die Rohrstreifen, manäle,
in Wasser zwischen faulendes Laub gewisser Bäume, bis sie glänzend schwarz
gebeizt sind. Aus der Technik des Flechtens mit diesen schwarzen Streifen
und solchen, die ihre natürliche gelbe Farbe behalten haben, ergeben sich
dann die verschiedenen Muster.
Leider ist auch diese Kunst im Schwinden begriffen. Heute machen
es sich viele Taulipáng und Arekunä bequemer und malen vergängliche
Muster mit schwarzer Farbe, ku'áli, aus der Rinde eines Baumes, die mit
Wasser angerührt wird, auf die fertigen Geflechte, besonders auf die vier-
eckigen Matten und die großen Korbwannen.
Die feinere Flechtkunst haben diese Karaiben sicherlich erst von den
kulturell weit ‚höher stehenden Aruakstämmen übernommen, in deren Gebiet
sie als Eroberer eindrangen, und mit denen sie sich vielfach vermischten.
Zylindrische Körbchen, teils mit rundem, teils mit viereckigem Boden,
dessen Rand meistens durch eine mit Bast umwickelte Liane verstärkt ist
(Taf. 22,5), ferner viereckige, doppelt geflochtene, fast wasserdichte Körbe
mit Stülpdeckeln (Taf. 24,1) und Matten aus zwei ineinander verflochtenen
Mauritiablättern werden von den Taulipäng und Arekunä hergestellt (Taf. 21, 3),
Feuerfächer aus Tucumäblättern von den Wapischäna (Taf. 24,7). Aus dem-
selben Material flechten die letzteren tiefe, runde, nach oben sich stark
erweiternde Körbe mit viereckigem Boden, dessen besonders eingeflochtener,
überstehender Rand die lose übereinander liegenden Enden der Flecht-
streifen schützt. Ich fand diese Körbe nur bei den Wapischäna (Taf. 22, 2).
Sie dienen den Frauen als Arbeitskörbe zum Aufbewahren der Baumwolle,
Spindel und anderer kleiner Geräte. Diese Korbform mit ihrer eigenartigen
Technik scheint rein arowakisch zu sein. Noch heute stellen die um Manáos
wohnenden „Caboclos“?, die Nachkommen der alten Manäosindianer, Körbe
gleicher Flechtart mit schönen arowakischen Mustern aus demselben
Material her und bringen sie nach der Stadt auf den Markt (Taf. 22, 1).
ı Max Schmidt, Ableitung südamerikanischer Geflechtsmuster aus der Technik des
Flechtens. Z. f. E., Jahrg. 36. Berlin 1904. 8. 4901f, — Derselbe, Indianerstudien in Zentral-
Brasilien. Kap. XIV, S. 330ff. Berlin 1905.
2 So nennt man im Amazonasgebiet die zivilisierten Indianer.
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