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lauf der Flüsse Parimé-Maruá und Majary bis zur Insel Maracá. Es sind
also vorwiegend Savannenbewohner. Nur am oberen Surumü reichen sie mit
einigen kleinen Ansiedlungen in das dort beginnende, geschlossene Urwald-
gebiet hinein. Trotz dieser großen Ausdehnung des Stammes sind dialektische
Verschiedenheiten in der Sprache sehr gering.
Die heutigen Taulipáng haben wahrscheinlich im Laufe der Zeit
zahlreiche fremde Bestandteile in sich aufgenommen. So bezeichnet noch
Coudreau die Anwohner des oberen Majary, die sich heute „Taulipäng*
nennen und auch diese Sprache reden, als „Chiricumes mansos“ im Gegen-
satz zu den gefürchteten „Chiricumes bravos“ der Wasserscheide zwischen
Essequibo und Rio Yauapery und nennt auch die ersteren Feinde der
» Yarecunas"?, Die waldbewohnenden Taulipáng des oberen Surumú wurden
mir auch als „Pischauk6“ bezeichnet, Reste eines heute wohl erloschenen
Stammes, von dem weiter unten die Rede sein wird. Durch ihre rohen Typen
unterscheiden sich diese westlichen Taulipäng erheblich von ihren Stammes-
genossen am Roroima und in den Gebirgssavannen südlich davon, die fast
durchweg feine Züge und weiche, bisweilen fast weibische Körperformen
haben. So ist es wahrscheinlich, daß die Taulipäng im Laufe der Zeit durch
friedliche und kriegerische Durchdringung schwächere Stämme aufgesogen
haben.
Die nächsten Verwandten der Taulipáng sind die eigentlichen Arekuná.
Die Sprachen beider Stämme sind nur dialektisch verschieden, so daß sie
sich mühelos unterhalten können. In ihrem körperlichen Habitus ähneln die
Arekunä sehr den Taulipäng des Roroima und gehören zu den schönsten
Indianern, die mir begegnet sind. Ich habe sie zwar nicht in ihren Wohn-
sitzen besucht, aber monatelang mit Angehörigen dieses Stammes in engem
Verkehr gestanden und daher manches über sie erfahren.
Ihr Gebiet beginnt an der Nordwestseite des Roroimagebirges und
reicht in gewaltiger Ausdehnung, aber anscheinend sehr geringer Besiedelung
über den Caröni und Paragua bis nahe an den Caura. Es sind also reine
Waldindianer. An Zahl werden sie den Taulipáng gleichkommen. Am Caróni
werden sie auch Kamarakotö genannt. Als weitere Unterabteilung nannte
man mir die Antaualikö am Akänang, einem Zufluß des Paragua.
Ingarikó, genauer Inggarlikög, nennen die Taulipäng und Arekunä
ihre Nachbarn nördlich und nordöstlich vom Roroima. Der Name bedeutet
» Waldleute“. Auch diese Indianer konnte ich nicht in ihren Wohnsitzen
aufsuchen. Ich sah am Roroima nur einen älteren Mann von auffallendem
' Henri A. Coudreau, La France Équinoxiale. Bd. II, Paris 1887. S. 283, 289, 321,
356, 394, 396 und Karten VI und VII.