Full text: Ethnographie (3)

   
  
4 Arekund 
lauf der Flüsse Parimé-Maruá und Majary bis zur Insel Maracá. Es sind 
also vorwiegend Savannenbewohner. Nur am oberen Surumü reichen sie mit 
einigen kleinen Ansiedlungen in das dort beginnende, geschlossene Urwald- 
gebiet hinein. Trotz dieser großen Ausdehnung des Stammes sind dialektische 
Verschiedenheiten in der Sprache sehr gering. 
Die heutigen Taulipáng haben wahrscheinlich im Laufe der Zeit 
zahlreiche fremde Bestandteile in sich aufgenommen. So bezeichnet noch 
Coudreau die Anwohner des oberen Majary, die sich heute „Taulipäng* 
nennen und auch diese Sprache reden, als „Chiricumes mansos“ im Gegen- 
satz zu den gefürchteten „Chiricumes bravos“ der Wasserscheide zwischen 
Essequibo und Rio Yauapery und nennt auch die ersteren Feinde der 
» Yarecunas"?, Die waldbewohnenden Taulipáng des oberen Surumú wurden 
mir auch als „Pischauk6“ bezeichnet, Reste eines heute wohl erloschenen 
Stammes, von dem weiter unten die Rede sein wird. Durch ihre rohen Typen 
unterscheiden sich diese westlichen Taulipäng erheblich von ihren Stammes- 
genossen am Roroima und in den Gebirgssavannen südlich davon, die fast 
durchweg feine Züge und weiche, bisweilen fast weibische Körperformen 
haben. So ist es wahrscheinlich, daß die Taulipäng im Laufe der Zeit durch 
friedliche und kriegerische Durchdringung schwächere Stämme aufgesogen 
haben. 
Die nächsten Verwandten der Taulipáng sind die eigentlichen Arekuná. 
Die Sprachen beider Stämme sind nur dialektisch verschieden, so daß sie 
sich mühelos unterhalten können. In ihrem körperlichen Habitus ähneln die 
Arekunä sehr den Taulipäng des Roroima und gehören zu den schönsten 
Indianern, die mir begegnet sind. Ich habe sie zwar nicht in ihren Wohn- 
sitzen besucht, aber monatelang mit Angehörigen dieses Stammes in engem 
Verkehr gestanden und daher manches über sie erfahren. 
Ihr Gebiet beginnt an der Nordwestseite des Roroimagebirges und 
reicht in gewaltiger Ausdehnung, aber anscheinend sehr geringer Besiedelung 
über den Caröni und Paragua bis nahe an den Caura. Es sind also reine 
Waldindianer. An Zahl werden sie den Taulipáng gleichkommen. Am Caróni 
werden sie auch Kamarakotö genannt. Als weitere Unterabteilung nannte 
man mir die Antaualikö am Akänang, einem Zufluß des Paragua. 
Ingarikó, genauer Inggarlikög, nennen die Taulipäng und Arekunä 
ihre Nachbarn nördlich und nordöstlich vom Roroima. Der Name bedeutet 
» Waldleute“. Auch diese Indianer konnte ich nicht in ihren Wohnsitzen 
aufsuchen. Ich sah am Roroima nur einen älteren Mann von auffallendem 
' Henri A. Coudreau, La France Équinoxiale. Bd. II, Paris 1887. S. 283, 289, 321, 
356, 394, 396 und Karten VI und VII. 
  
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.