174 Jenseits
läßt Aimalága-pódole vorübergehen. Sie kommen ohne Unfall ins Jenseits,
zu einem großen, schönen Haus mit vielen Leuten.
Wenn eine neue Seele dort ankommt, öffnen die Geister der Vorfahren
ihr den Eingang und fragen sie, zu welchem Stamme sie gehöre. Sobald sie
den Namen ihres Stammes genannt hat, nehmen die Stammesgenossen sie
freundlich auf, geben ihr zu essen und Kaschiri zu trinken und tanzen mit
ihr. Im Jenseits fehlt es niemals an Speise und Trank!. Die Geister essen
wenig, aber es nährt sehr und wird nie weniger.
Es ist ein gemeinsames Jenseits für alle Indianer, jeder Stamm wohnt '
jedoch getrennt für sich. Die Geister können sich dort verheiraten, aber
sie heiraten stets im eigenen Stamm, „wie es in früherer Zeit auf Erden
üblich war“. Die Frauen bekommen auch Kinder?,
Die von dem Körper endgültig getrennte Seele, der Totengeist, wird
mit dem für alle Geister gemeinsamen Namen mauarí bezeichnet °.
Wenn ein Tier stirbt, so geht seine Seele zu Kéyemg¿, dem „Vater aller
Tiere“, einem bösen Geist in Gestalt einer großen, bunten Wasserschlange,
von dem noch weiter unten die Rede sein wird.
Wenn ein Baum umgehauen wird oder sonstwie fällt, so stirbt er. Er
verfault wie ein Mensch. Seine Seele geht weg und in einen anderen Baum.
Manche Bäume sterben nicht, wenn sie fallen, sondern wachsen weiter.
„Ihre Seelen wollen ihren Platz nicht verlassen.“
In der Sage weinen zahlreiche Vögel um den Baum Dealauráyeg, „der j
umgefallen und tot war, denn er war ihr Onkel“. Es sind Tukane, Baum-
hühner und andere Vögel, die auf Bäumen sitzen‘.
Himmel und Erde: Während die Taulipäng, wie viele andere
Stämme, sich das Jenseits als einen von einem riesigen Sippenhause nicht
füße in Nordamerika werden die Seelen der Schlechten beständig: von den Geistern der Dinge
und Personen, die sie zerstört oder beleidigt haben, verfolgt; so werden sie von den Pferden
und Hunden, die sie früher schlecht behandelt haben, bei Tag und Nacht gequält (Karl
Knortz, Aus dem Wigwam. Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen -
Indianer. Leipzig 1880. S, 135/136).
1 Die Inselkaraiben glaubten, daß die Tapfersten nach’ ihrem Tode auf die glückseligen
Inseln kämen, wo sie alles nach Wunsch hätten, Tanz, Spiel und Gelage, wo allerhand gute
Früchte von selbst wüchsen, und wo ihnen ihre Erbfeinde, die Arowaken, als Sklaven dienten
(Rochefort a. a. O. 8. 361/362). — Vgl.auch Im Thurna.a.0.8.360#., Roth a. a. O.
S. 160 ff.
2 Im Himmel leben die Seelen der guten Paressi mit den Vorfahren wie auf Erden und
zeugen viele Kinder (K.v, d. Steinen a, a, O. S, 435). |
3 Vgl. weiter unten.
4 Vgl. Band II, S. 98,