Full text: Ethnographie (3)

    
    
180 Böser Wassergeist Amaliwág 
  
den raschen Tod des Menschen herbeiführt, ist es der „Fischherr“ selbst, 
der Rache nimmt. — Das von den Indianern gegebene Krankheitsbild 
stimmt mit den typischen Erscheinungen bei Fischvergiftungen gut überein. 
Amaliwúg ist ein Wassergeist von sehr bösartigem Charakter. Er hält 
sich in den Stromschnellen auf und hat den Oberkörper eines Mannes, von 
den Hüften an abwärts aber gleicht er einer Schlange'. Er raubt die Seelen 
der Frauen, damit sie seiner Frau, Amäliwdno(«)pe, helfen. Wenn eine Frau 
krank wird, hat 4malimág ihr die Seele genommen und mit sich in sein 
Haus, ein Gebirge, geschleppt?. Er hat einen zahmen Vogel, einen großen 
Arara mit weißem Schwanz, dessen Name Watöimä lautet?. „Es gibt Leute, 
besonders Zauberärzte, die ihm schon bei Tage begegnet sind, wenn er in 
das Haus des Amaliwäg fliegt, um zu fressen. Er fliegt sehr früh am Morgen 
hin und schreit wie ein wirklicher Arära: ,‚a* = $ 
Wenn er in die Náhe des Hauses kommt, wird sein Herr sehr froh und 
ruft laut: ,sch — sch — sch —sch!* Er gibt ihm zu fressen und wirft ihn 
dann zur Tür hinaus?. Darauf gibt es einen dumpfen Knall. Wenn dieser 
„Vater des Arära“ fliegt, singen seine Flügel wie die Flügel eines großen 
Vogels, aber viel lauter: ‚sch — sch — sch !*“ 
Das Gebirge, das als die Wohnung des Amaliwág gilt, heißt Amaliwa- 
yeue, „Haus des Amaliwdg“, der Eingang Amaliwa-mond'tá. Den ganzen Ort 
nennen die Indianer Amaliwd-peloroi. Gegenüber dem Eingang des Hauses 
gibt es einen Felsen, die „Bank des Vaters des Arära“, watöima-mureyi. — 
Als wir den Uraricuéra aufwärts fuhren, zeigten mir meine Ruderer wenige 
— ar — 4 —- ar — a* —d, 
1 Derselbe Name kehrt als Amalivaca am Orinoco wieder, wo er den Stammvater und 
Kulturheros der karaibischen Tamanako bezeichnet. Bei Encaramada am mittleren Orinoco, 
gegenüber der Mündung des Rio Apure, nennt man einige Granitblöcke, die sich gegen- 
einander lehnen und eine Art Höhle bilden, das „Haus des Amalivaca“, und einen großen 
Stein in der Nähe seine „Trommel“. „Der Name Amalivaca“, sagt Humboldt, „ist über einen 
Landstrich von mehr als 5000 Quadratmeilen verbreitet; er kommt mit der Bedeutung 
Vater der Menschen (unser Urvater) selbst bei den karaibischen Völkern vor“ 
(A. v. Humboldta.a. O. Bd. IV, 8. 133#f.; Rich. Schomburgk a.a. O. Bd. II, S. 320 
[nach Gilij]). — In den neueren Werken über Guayana wird der Name nirgends erwähnt. 
Auch Roth konnte von den Pomeroonkaraiben nichts über Amalivaca erfahren. Selbst der 
Name scheint jetzt dort unbekannt zu sein (Roth a. a. O. S. 119, 136, 149/150). 
2 Als der Mond noch auf Erden weilte, raubte er die Seele eines Kindes und verbarg 
sie unter einem Topf, so daß das Kind krank wurde; Band II, S. 53. 
3 Auch Watóimg habe ich gehört. — Nach Rich. Schomburg k (II, 328) nennen die 
„Arecunas“ den Komet Wátaimá, was wohl ein Mißverständnis ist; vgl. weiter unten „Sterne 
und Sternbilder“. 
1 Sehr scharf ausgesprochen. 
5 Wie es die Indianer mit den zahmen Papageien machen.
	        
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