Böse Waldgeister Wibán 183
Menschenfresser Piaj’mä genannt! und an einer anderen Stelle der Schutzgeist
des verstiimmelten Zilikawai®.
Wibdi sind böse Waldgeister, die des Nachts umgehen und mit ihrem
Ruf: ,wé(1m (mit hochgezogenem ¿), der ähnlich wie der Laut einer Flöte
klingt, die Leute schrecken?. In der Sage verwandelt Pia má zwei seiner
‚Zauberlehrlinge wegen ihres Ungehorsams in solche Waldgeister‘.
Gruppen von Bäumen und Sträuchern auf sonst nackten Felsinselchen
sollen die Wibán gepflanzt haben. Ist ein solcher Baum abgestorben, 80
haben die Wibáñ an dieser Stelle Gift gelegt.
Mauarí bezeichnet jeden Geist. Man nennt so die zahllosen Dämonen
in Gebirgen, Flüssen und Seen’, z. B. auch alle Glieder der Familie Rato,
die Geister der Verstorbenen, die in der Tabaksnarkose willkürlich vom
Leib gelöste Seele des Zauberarztes, geisterhafte Wesen, in die sich Lebende
verwandeln*, also ganz allgemein übernatürliche Wesen, die gewöhnlich nur
von der bevorzugten Kaste der Zauberärzte wahrgenommen werden können.
Die Mauarí sind nicht immer von bösartigem Charakter. Sie helfen einzelnen
Menschen, besonders den Zauberärzten’, greifen aber auch häufig trennend
in das Leben der Menschen ein‘®.
Wenn ein Zauberarzt eine Rodung anlegt und brennt und kehrt nach
zehn Tagen zu der Pflanzung zurück, so ist sie ganz voll von Tabak, ohne
daß er etwas gepflanzt hat. Die Mauari haben ihm alles gepflanzt. Dieser
Tabak ist von dreifacher Beschaffenheit, mit kleinen Blättern, mittleren Blättern
und ganz großen Blättern, „so groß wie Bananenblätter*. Er ist sehr stark?,
1 Vgl, Band II, S. 216, Satz 6, 9, 10; 8. 222, Satz 60.
2 Ebenda $. 245, Satz 56.
3 Sie entsprechen am meisten den Yawahu der Arowaken, den Hebu der Warrau (Roth
2.2. 0, $. 170, 173/174).
* Vgl. Band II, S. 66.
5 Vgl. Band II, $. 38, 109, 114, 117 ff., 123, 124.
° Vgl. Band II, S. 107, 109, 121, 123, 124.
7 Vgl. Band II, $. 68, 114, 124.
$ Vgl. Band II, S. 117 ff, 124. — Bei den Akawoio gelten die Immawari als eine be-
sondere Art von Geistern. — Die Mawari der Karaiben sind gute Geister, die den Tabak
lieben und als Gehilfen des Zauberarztes bei der Krankenkur eine Rolle spielen (Roth a. a. O.
S. 170, 174, 192, 349). — Bei den Baniwa am oberen Rio Negro (Guainía) und Atabápo wird
der oberste böse Geist, der bei der Pubertätsfeier der Mädchen als Maske auftritt und dessen
Anblick den Frauen bei Todesstrafe verboten ist, Mauari genannt (Martin Matos Arvelo:
Algo sobre etnografia del Territorio Amazonas de Venezuela. Ciudad Bolívar 1908, $. 11,
15/16). — Möglicherweise ist Mauarí überhaupt ein Fremdwort aus einer westlichen Aruak-
Sprache, da es sich in den anderen Karaibendialekten nicht findet.
9 Vgl. Band II, $. 68.