Full text: Ethnographie (3)

   
  
  
272 Zauberhafte Heilmittel gegen Ipilepsie 
das in der Form an einen Stachelrochen erinnert, hat der Sage nach der 
niederträchtige Makunaíma diesen gefährlichen Bewohner der Flüsse ge- 
schaffen *. 
Gegen Epilepsie wenden die Taulipäng eine wahrhaft barbarische Kur 
an, die mehrere Tage dauert. „Sie suchen die brennenden Blätter des Baumes 
wetezá, ferner große Tocandira-Ameisen, ildg, deren Biß einen heftigen, lange 
andauernden Schmerz verursacht?, kleinere, dunkelgraue Tocandiras, opard, 
kleine, schwarze Tocandiras, kuyúg?, und ganz kleine Tocandíras, kuyukuli, 
Dann mischen sie in einer kleinen Kalabasse gestoßenen Pfeffer mit Wasser. 
Wenn der Epileptische in Zuckungen niederfällt und zitternd daliegt, setzen 
sie ihm die Ameisen an und lassen ihn am ganzen Körper, auch im Ge- 
sicht, beißen. Ferner reiben sie ihm wetezd über den ganzen Körper, auch 
über das Gesicht, bis er voll Blasen ist. Dann schütten sie ihm die Pfeffer- 
brühe durch die Nase in den Rachen. — Der Pfeffer darf nicht allzu stark 
sein; es gibt Leute, die dies nicht aushalten können. — Darauf verbrennen 
sie Baumwolle unter der Nase des Kranken. Am anderen Tag verbrennen 
sie Pfeffer unter seiner Nase und seinem Mund. Der Dampf beizt sehr, 
so daß er nicht atmen kann. Am folgenden Tag bringen sie ihm Saft von 
zerstoßenem Pfeffer in die Augen, indem sie einen Baumwollfaden in den 
Saft tauchen und über die Augen streichen. Dann baden sie den Kranken 
in folgender Brühe: Es gibt kleine Ameisen, emenuli, die ein langes, an 
Zweigen hängendes Nest ähnlich den Wespen haben, und deren Biß heftig 
brennt. Ein solches Nest nehmen sie vorsichtig ab und stecken es mit den 
Insassen in einen Topf mit lauwarmem Wasser, der dann zugedeckt wird. 
Am anderen Tag baden sie den Kranken in der erkalteten Brühe. Dann 
kochen sie eine größere Anzahl von diesen Ameisen, seihen die Brühe durch 
ein feines Sieb, lassen sie über Nacht stehen und geben sie, wenn sie recht 
kalt geworden ist, dem Kranken zu trinken, Endlich baden sie ihn in lau- 
warmem Wasser. Am anderen Tag geht der Heiler weg und empfängt bald 
! Vgl. Band II, 8.45, Taf. V und Taf. VIFig.2. — Aus ähnlichem Grund gelten die Blatt- 
stiele und Wurzel des Dracontium dubiun bei den Makuschi als ein treffliches Mittel 
gegen den Biß des Trigonocephalus atrox (Lachesis muta L.), wenn sie gequetscht 
und auf die Wunde gelegt werden; denn die sonderbare Zeichnung der Blattstiele gleicht ganz 
der Hautzeichnung jener firehterlichen Schlange (Rich. Sehomburg k a. a. 0.Bd.I, S. 435). — 
Die Kalinya-Galibi gebrauchen als Zaubermittel gegen Sehlangenbi6 eine Liane, die an Baum- 
stämmen hochklettert und einer Schlange sehr ähnelt (Penard a. a. O. 8.212). 
2 Cryptocerus atratus. 
3 Die Ameisen ildg und kuyúg spielen auch bei der Ameisenmarter und als Jagdzaube! 
eine Rolle; vgl. oben 8. 123. — Die Oyampi behandelten Fieber mit Stichen von Ameisen 
(Coudreau, Chez nos Indiens. $. 282). 
  
  
	        
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