Full text: Ethnographie (3)

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314 Hängematte 
geübt. Reusen oder andere Fischereigeräte habe ich nirgends gesehen. Ob 
sie Fischgifte verwenden, ist mir nicht bekannt. 
Beide Schirianähorden haben heute lange Einbäume, deren Enden 
hochgerichtet sind und spitz zulaufen. Sie sind ziemlich nachlässig gearbeitet 
und fassen ein Dutzend und mehr Personen. Die Seiten sind etwas nach 
innen gebogen, so daß die Boote in der äußeren Form den Rindenkähnen 
der Arekuná und Taulipäng sehr ähneln (Taf. 42, 1)'. Wer ihre Lehrmeister 
im Bootsbau gewesen sind, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hatten sie früher 
ebensowenig Boote wie ihre wilden Stammesbrüder in der Parimakette, 
und erst mit ihrem Seßhaftwerden an größeren Flüssen, die sie auch in 
der Trockenzeit nicht durchwaten oder mittels Brücken überschreiten konnten, 
waren sie gezwungen, den Bootsbau von einem ihrer höherstehenden Nach- 
barn zu lernen. 
Ihre Ruder ähneln vollkommen denen der Arekunä und Taulipäng, sind 
aber nicht so sorgfältig gearbeitet. Bei einem Ruder vom Uraricapará war 
das Blatt mit einfachen, schwarzen Parallelstrichen bemalt (Taf. 46, 9). 
Sonstiger Besitz: Ganz eigenartig und sehr primitiv sind die 
Hängematten. Ein Bündel harter, gelber, ziemlich breiter Baststreifen? ist 
an den beiden Enden zusammengebunden und von vier bis fünf Einschlägen 
aus rotgefärbten Baumwollfäden in Doppelfadengeflecht durchzogen (Taf. 46, 1). 
So waren die Hängematten der Schirianá vom Uraricaparä. Bei den Hänge- 
matten von Motomotó fehlte sogar jeglicher Einschlag*. 
In Motomotó sah ich nur gewöhnliche Kochtópfe, und ich bin nicht 
einmal sicher, ob sie von den Schirianä selbst hergestellt waren, die die 
Töpferei früher zweifellos nicht kannten und das Wildbret nur am Spieß 
oder auf dem Rost brieten. 
! Vel. auch Band I, Abb. 64 und 66. — Nach Rob. Schomburgk (a. a. O. 8. 417) 
benutzten sie früher kleine Kanus aus Baumrinde; vgl. oben $, 284. 
2 Meine Ruderer nannten die Pflanze, deren Bast diese Streifen liefert, mit einem 
Wort der Lingoa geral (Tupi) waimbé oder wambé, im Taulipäng: mu’nüg, und beschrieben 
sie mir als eine sehr zähe Schlingpflanze. — Nach Martius (Beiträge, Bd. II, S. 394) be- 
zeichnet guaimbe, guambé in Bahia und Pernambuco eine Art Philodendron. — Auch Paul 
Ehrenreich (Beiträge zur Völkerkunde Brasiliens. Veröffentlichungen aus dem König- 
lichen Museum für Völkerkunde, II. Band. 1./2. Heft. S. 18. Berlin 1891) versteht unter 
waimbe Philodendron sp. 
3 Bei den „äußerst primitiven, aber doch zweckentsprechenden Hängematten, deren 
die Ipuriná (am Rio Purús) sich im Notfall, auf Reisen, Jagdzügen usw. bedienen, werden 
einfach vier oder fünf Baststreifen (Embira: Malvaceae sp.) von 2 m Länge und 3—4 cm 
Breite vom Baume abgelöst und an den Enden zusammengenommen, zuweilen auch noch 
untereinander durch ein oder zwei kürzere Querstreifen verbunden,“ Ehrenreich a.a. 0.8.63. 
 
	        
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