Full text: Ethnographie (3)

  
Haus 323 
Die Sippenhäuser der Yekuaná und Guinaú sind reine Kegeldachhitten. 
Sie ähneln äußerlich denen der Makuschí und Taulipáng, sind aber in der 
Regel besser und sorgrältiger gebaut. Auch die innere Einteilung ist bei 
ihnen wesentlich anders. Der Boden, auf dem sie sich erheben, ist eben ab- 
getragen und bei neuen Häusern festgestampft und glatt wie bei einer 
Tenne. Drei Hauptpfosten, von denen der mittelste und weitaus stärkste 
hoch über die Dachspitze hinausragt, und zwölf kleinere, im Kreis um sie 
angeordnete Seitenpfosten, die durch Querbalken miteinander verbunden sind, 
Stützen das aus mehreren Ringen und vielen langen Stangen als Sparren zu- 
sammengesetzte Dachgerüst (Taf. 49, 1 und 51, 1). Der obere Teil des Daches ist 
stets mit den hellen, feinblätterigen Wedeln der Assaipalme (Euterpe oleracea 
Mart.) gedeckt, die bei den Yekuaná uáhu heißt, der untere mit den dunklen, 
breiteren Blättern einer anderen Palme, die sie mandsa nennen. Durch diese 
verschiedene Färbung des Daches bekommt das Haus ein gefälligeres Aussehen 
(Taf. 50, 1). Das Gitterwerk der Hauswand, das auf dieselbe Weise hergestellt 
ist, wie bei den Häusern der Makuschi und Taulipäng, wird außen und innen 
mit nassem Lehm beworfen, der mit kurz geschnittenem, trockenem Gras 
durchknetet ist, um der Wand größere Festigkeit zu geben. Dieses Gras 
Müssen die jungen Männer beim Neubau eines Hauses in Kiepen oft weit- 
her holen, ebenso die Assaiblätter für das Dach, da diese Palme nicht 
überall vorkommt. Der Bewurf wird auf beiden Seiten mit der flachen Hand 
festgedrückt und besonders außen glatt verstrichen, so daß kein Stroh- 
hälmchen hervorragt. Die Außenwand wird mit einer Art Tonfarbe weiß- 
lich überstrichen und dient zur Ausübung einer sehr einfachen Kunst, die 
in Geflechts- und anderen Mustern und Figuren von Menschen und Tieren 
zum Ausdruck kommt. 
Das Dach hat keine Öffnung. Der Rauch sammelt sich in der Spitze 
des Daches und dringt langsam durch die Palmblattschicht ins Freie. Nur 
in Motokuränya war in halber Höhe des Daches eine mit Palmblättern 
bekleidete Klappe angebracht, die man von innen auf- und zustellen konnte. 
Zweifellos hatten die Indianer einmal eine ähnliche Einrichtung an einem 
Haus der Weißen bei einem gelegentlichen Besuch gesehen und hier nach- 
geahmt, denn sie nannten diese Dachluke mentána nach dem spanischen 
ventana — Fenster, 
Das Haus hat vier Zugänge, die nach den vier Himmelsrichtungen zu 
liegen, Der Hauptzugang nach Osten ist der Eingang für die Männer und 
die männlichen Gäste; die gegenüberliegende Öffnung in der Hauswand 
dient den Frauen als Ein- und Ausgang. Die Tür ist eine dicke, schwere 
Bohle, aus einem Stück festen und dauerhaften Holzes roh mit der Axt 
 
	        
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