324 Innere Teilung des Hauses
zurechtgehauen. Sie dreht sich mittels Zapfen in einem Loch der starken
Schwelle und eines ähnlichen oberen Querbalkens. In den meisten Häusern
hat jeder der vier Zugänge eine solche Tür. Wahrscheinlich sind diese
Türen ursprünglich nicht indianisch, sondern auf alten europäischen Ein-
Auß zurückzuführen (Taf. 49,2). Ihre Herstellung ist eine mühevolle Arbeit.
Deshalb werden die Türen eines verlassenen Hauses gewöhnlich heraus-
genommen und beim Neubau verwendet.
Zwischen den vier Türöffnungen sind in bestimmten Abständen von-
einander und in halber Höhe der Wand kleine, rechteckige, an den Kanten
mit Lehm verschmierte Licht- und Luftlöcher freigelassen, eine Art Fenster,
für jede Familie eins. Sie sind mit Läden zu verschließen, die ebenso ge-
arbeitet sind wie die Türen und sich ebenfalls in Zapfen bewegen. Durch
diese Löcher wird das Brennholz für die Nacht hineingereicht und gelangt
so auf dem kürzesten und bequemsten Weg zum Feuerplatz einer jeden
Familie. Die Hunde benutzen diese Zugänge zum Ein- und Ausschlüpfen.
Eigenartig ist die innere Teilung des Hauses. An der Hauswand be-
finden sich die Feuer- und Wohnplätze der einzelnen Familien, die ge-
wöhnlich nicht voneinander geschieden, vom Innenraum aber durch breite,
anderthalb mannshohe, dicht nebeneinander gestellte Rindenstücke abge-
schlossen sind und dadurch einen fortlaufenden runden Gang, eine Art
Korridor, bilden. Selten sind diese Familienwohnungen durch Lattenverschläge
voneinander getrennt. Der Haupteingang führt durch den Korridor unmittel-
bar in den Innenraum und hat an beiden Seiten ebenfalls Rindenverkleidung,
die hier den Gang unterbricht. Dicht am Eingang ist sie ein wenig umge-
bogen, so daß man rechts und links in die Familienräume schlüpfen kann.
Die anderen Zugänge führen nur in den Korridor, aber gegenüber in der
Rindenwand sind schmale Schlupflöcher zum Innenraum gelassen. Die
Rindenverkleidung ist in manchen Häusern stellenweise kunstlos mit roten
Strichen und Haken bemalt. In Tyahokönya, einem kleinen Yekuanähaus
am oberen Ventuari, bestand die innere Wand ausnahmsweise aus Palmlatten
von der Iriartea exorrhiza. Der Innenraum war ganz finster.
In den Familienwohnungen ist es meistens sehr eng und schmutzig.
Niedrige, breite Gerüste an der Hauswand, auf denen die zahlreichen, zum
Teil sehr bösartigen Hunde liegen, nehmen den meisten Raum ein. Auch
in der Umgebung des Hauses herrscht häufig ein fürchterlicher Schmutz.
Der große, kreisrunde Innenraum ist der gewöhnliche Aufenthaltsort
und Schlafsaal der Junggesellen. Hier finden mehrmals am Tag in der
Nähe des Eingangs die größeren gemeinsamen Mahlzeiten, nach Geschlechtern
getrennt, hier finden die Trinkgelage und Tanzfeste statt. Hier sitzen die