326 Fröße der Häuser
stimmen führte vom Boden aus hinauf. Auf einem wagerechten Gerüst,
das auf dem Hauptquerbalken des Hauses ruhte, lagen aufeinandergeschichtet
die zusammengefalteten, zum Gebrauch fertigen Palmwedel, die ein junger
Mann Stück für Stück hinaufreichte. Zwanzig bis dreißig Mann waren be-
ständig an der Arbeit. Einer schob den Palmwedel zwischen den Dach-
sparren hindurch und legte ihn außen horizontal schindelartig auf den
vorigen, schon befestigten Wedel (Taf. 51,2). Der nächste band ihn mit
Liane an der einen Dachsparre fest, sein Nebenmann an der zweiten und
so fort. Wieder andere zogen die Lianen fest an. Indem so einer dem
anderen in die Hand arbeitete, schritt das Werk rasch und gleichmäßig
vorwärts.
Von Zeit zu Zeit stieg der Bauleiter, der, wie die meisten Männer,
am ganzen Körper mit roten Horizontalstreifen bemalt war, auf das Ge-
rüst und prüfte die Arbeit, zog hier eine Liane nach und schlug dort eine
vorstehende Stange mit dem Messer ab.
Ein solcher Neubau gibt den immer willkommenen Grund zu einer
ausgiebigen Trinkerei, die während der ganzen Zeit ununterbrochen anhält.
Unzähligemal werden die riesigen Kaschiritröge von den trinkfesten
Männern geleert und von den fleißigen Frauen immer wieder mit neuem
Stoff gefüllt. Behende wie Affen klettern die rotbemalten Frauen und Mädchen
auf den Gerüsten herum und reichen den Männern in großen Kalabassen
den dickflüssigen und starken Trank. Den Satz spucken diese rücksichtslos
von oben herab. Auch wenn sie ein kleines Bedürfnis ankommt, was bei
dem vielen Trinken häufig ist, steigen sie nicht jedesmal herab. So sammeln
sich allmählich am Boden große, übelriechende Pfützen an.
Die Vollendung des Hauses wird durch Sportkämpfe und ein mehr-
tägiges Tanzfest gefeiert. Auch finden dabei besondere Zeremonien statt.
Ich werde später darauf zurückkommen.
Die Häuser der Yekuaná sind bisweilen recht geräumig. Die größten
Häuser, die ich gesehen habe, waren Suhinya und das nach ihm gebaute,
gleichgroße Mauakünya (Taf. 50,1). Suhinya hatte eine Höhe von 8,10 m
bis zur inneren Spitze des Daches und einen Durchmesser von 15,5 m.
Der Umfang betrug 47 m. Der Korridor war 2,70 m breit und die Außen-
wand 1,72 m hoch.
Motokurünya, das bei den Indianern als Guinaüsiedlung galt, war
5,25 m hoch und hatte einen Umfang von 39 m. Der Durchmesser des
Mittelraums betrug 6 m, die Höhe der Außenwand 1,78 m, die Höhe der
Tür 1,42 m und die Breite der Tür 0,65 m.
Am ganzen Hausgerüst ist kein Nagel, keine Klammer, kein Zapfen