Full text: Ethnographie (3)

    
    
26 Gesundheitszustand 
Gesundheitszustand: Im allgemeinen ist der Gesundheitszustand 
dieser Indianer dank der von frischen Winden bestrichenen Gegend, in der 
sie wohnen, recht gut. 
Sie sind reinliche Menschen. Trotz der niedrigen nächtlichen Tempera- 
turen in ihrer gebirgigen Heimat baden auch die Taulipáng am Roroima 
in der Regel zweimal am Tag, frühmorgens nnd abends kurz vor Sonnen- 
untergang. 
Ein natiirlicher Kórpergeruch ist vorhanden, aber ich habe ihn nie so 
unangenehm empfunden wie beim Neger. 
Die bekleideten Indianer leiden viel mehr an Katarrh als die nackten. 
Sie sind nicht mehr so widerstandsfähig, weil sie nicht so abgehärtet sind. 
Auch hindert die oft schmutzige Kleidung den Körper am gesunden Aus- 
dünsten. Wenn sie vom Regen durchnäßt sind, lassen sie die Kleider am 
Leibe trocknen, wodurch sie sich leicht Erkältungen zuziehen. 
Erkrankungen der Atmungsorgane arten bei der von Natur schwachen 
Lunge des Indianers leicht in Lungenentzündung aus und endigen häufig 
mit dem Tod. 
Malaria scheint in diesem Gebiet selten zu sein. Vereinzelte Fälle sind 
wohl meistens von Leuten mitgebracht, die in den ungesunden Kautschuk- 
wäldern am Rio Branco gearbeitet oder eine Zeitlang als Ruderer auf 
brasilianischen Flußdampfern oder Lastbooten gedient haben. 
Eine Art Schuppenflechte, die in unregelmäßigen, weißlichen Flecken 
den ganzen Körper befällt und in Brasilien gewöhnlich mit dem india- 
nischen Ausdruck Purupurü genannt wird', ist besonders unter den Wapi- 
schäna verbreitet. 
Leberleiden kommt vor und äußert sich in monströsem Anschwellen 
des Unterleibs, wahrscheinlich Bauchwassersucht. 
Tuberkulose, sowie Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten finden 
sich hauptsächlich bei den Wapischána am unteren Majary, Parimé-Maruá 
und Uraricuéra, die mit den Europäern in beständiger Berührung stehen. 
Ich sah bei ihnen auffallend viele Halberblindungen, die wohl auf Blennorrhöe 
zurückzuführen waren. Die Taulipäng der Gebirge halten sich von diesen 
verkommenen Rassegenossen, auf die sie mit Verachtung herabsehen, fern, 
zum Vorteil für ihre Gesundheit. 
Europäische Epidemien, wie Pocken, Scharlach, Masern, Grippe, richten 
oft arge Verheerungen unter den Indianern an. Wenige Jahre vor meiner 
Reise waren von Brasilien her die Pocken eingeschleppt worden und hatten 
ı vgl. Koch-Grünberg, Zwei Jahre unter den Indianern. Bd. I, S. 82ff. Berlin 1910. 
Rich. Schomburgk a. a. O. Bd. IT, 3. 42, 74, 370.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.