Full text: Ethnographie (3)

  
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legenen Gegenden werden wohl noch solche alten Pfeile im Gebrauch sein. 
Die an größeren Flüssen wohnenden Arekuná verwenden Fischpfeile mit Spitzen 
aus den mit zahlreichen feinen Widerhaken versehenen Stacheln des Rochens, 
der in den kleinen Gewässern der Gebirgssavanne nicht vorkommt. Andere 
Fischpfeile haben drei Holzspitzen. An den zugespitzten Holzschaft ist auf 
jeder Seite eine weitere Holzspitze so gebunden, daß die drei Spitzen etwas 
auseinanderstehen. Ich sah nur Kinderpfeile dieser Art (Taf. 14, 7 und 8). 
Ursprüngliche Fischspeere mit drei Holzspitzen, ähnlich den soeben 
beschriebenen Fischpfeilen, wie sie sich z. B. am oberen Rio Negro finden’, 
sind nicht oder nicht mehr im Gebrauch. Am oberen Uraricuéra stachen 
meine Leute nach Einbruch der Dunkelheit mit Eisenlanzen große Fische, 
Aimará (Hoplias macrophthalmus), Curimatä u. a., die in ruhigen Buchten 
zwischen den Uferfelsen schlafen und, mit einer Fackel geblendet, leicht 
zu erlegen sind. 
Zwei Arten Reusen habe ich bei den Taulipäng zu Gesicht bekommen. 
Der einen, die für kleinere Fische bestimmt ist und keinen Fangtrichter 
hat, bin ich schon am oberen Rio Negro begegnet?. Sie ist von länglich 
schmaler Form, ziemlich roh aus flachen Stäben zusammengesetzt, die mit 
Lianen durchflochten sind (Taf. 18,1). Die andere, die zum Fang größerer 
Fische dient, kommt am oberen Rio Negro nicht vor. Sie ist breit, viel 
sorgfältiger gearbeitet und mit zwei Fangtrichtern hintereinander aus- 
gestattet. Die Rohrstreifen, aus denen der innere Trichter zusammengesetzt 
ist, sind nicht beschnitten, so daß ihre feinen Enden übereinandergreifen. 
Hat sich der durch den ersten Trichter erschreckte Fisch mühsam durch 
diesen zweiten Trichter in die eigentliche Fangkammer gedrängt, so ist 
ihm der Rückweg ganz versperrt (Taf. 18,2 und 2a, b). Bei manchen Reusen 
ist an dem geschlossenen Ende eine Handhabe angeflochten, an der sich 
das Gerät bequem aus dem Wasser heben läßt. (Taf. 18, 2c). Die Reusen 
werden in die seichte Lagune gelegt und die Fische hineingetrieben, oder 
man legt sie mit der Öffnung flußabwärts in den Bach und fängt darin die 
Fische, wenn sie, um zu laichen, aufwärts ziehen. 
Auch Fangkörbe, die wir in der gleichen Art aus anderen Gegenden 
Südamerikas kennen®, sind bei den Taulipáng und Makuschí im Gebrauch. 
1Koch-Grinberg, a. a. O. Bd. II, S. 34, Abb. 9. 
? Ebenda Bd. II, S. 40/41 und Abb. 15. 
Im Xingúquellgebiet; vgl. Karl von den Steinen, Unter den Naturvólkern Zentral- 
brasiliens. Berlin 1894. 8.73/74.— In Nordostbolivien; vgl. Erland Nor¡denskióld, Indianer 
och Hvita. Stockholm 1911. S. 84, Abb.59. — Franz Keller-Leuzinger (Vom Amazonas 
und Madeira. Stuttgart 1874) beschreibt (S. 68) einen solchen Fangkorb und gibt (S. 72) das 
Bild eines mit diesem Gerät fischenden Moxoindianers. 
  
 
	        
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