b) Der Lauf des Mondes und die Monatsrechnung. 5
Beobachtungen, um die Länge des Sonnenjahres wenigſtens
ungefähr zu ermitteln, während ſich in den wechſelnden Licht—
geſtalten des Mondes den Menſchen ein viel bequemeres Hilfsmittel
bot zur Abgrenzung etwas größerer Zeitabſchnitte, als die Tage ſind.
Der Mond durchläuft eine ganz ähnliche Bahn am Himmel
wie die Sonne, d. h. er rückt unter den Sternen von Weſten
nach Oſten vor, während er anderſeits auch an der erſten
allgemeinen täglichen Bewegung aller Geſtirne von Oſten nach
Weſten teilnimmt. Aber während die Sonne zum Durchlaufen
ihrer Bahn mehr als 365 Tage braucht, bedarf der Mond
dazu nur etwa 271/, Tag, d. h. nach dieſer Zeit geht er wieder
mit demſelben Stern durch den Meridian des Beobachtungsortes.
Durch dieſe viel ſchnellere Bewegung kommt der Mond in immer
andere Stellungen zur Sonne, und da er von dieſer ſein Licht
erhält, ſo wechſelt der von der Erde aus ſichtbare Teil ſeiner
beleuchteten Oberfläche von Tag zu Tag an Größe und Geſtalt.
Dieſe wechſelnden Lichtgeſtalten des Mondes ſind nun aber das
Auffällige und leicht Wahrnehmbare, und ſo ſind dieſe es, nach
denen die Menſchen eine Reihe von Tagen abmeſſen lernten.
Da dieſe ſogenannten Phaſen des Mondes ſich wiederholen,
ſobald der Mond ſich wieder in der gleichen Stellung zur Sonne
befindet, ſo iſt nicht die oben angegebene Zeit, die er zum Durch—
laufen ſeiner Bahn braucht, für die kalendariſchen Angaben
wichtig, ſondern vielmehr die Zeit, welche er braucht, um die
Sonne wieder zu erreichen. Wenn an einem Tage die Sonne,
der Mond und ein beſtimmter Stern gleichzeitig durch den
Meridian eines Beobachtungsortes gingen, ſo wird nach
271, Tag der Mond wieder mit demſelben Stern durch den
gleichen Meridian gehen, die Sonne aber wird inzwiſchen etwa
27 Grad nach Oſten vorgerückt ſein und der Mond wird noch
reichlich zwei Tage brauchen, bis er mit der Sonne wieder zu—⸗
ſammen durch den Meridian des Beobachtungsortes geht. Bei
dieſer letzteren Stellung iſt die von der Erde abgewendete Seite
des Mondes von der Sonne beleuchtet, d. h. der Mond iſt von
der Erde aus unſichtbar. Dieſe Stellung nennt man Neumond
und die Zeit, die zwiſchen zwei aufeinander folgenden Neu—
monden verſtreicht, einen ſynodiſchen Monat. Die Länge
desſelben iſt durch die Unregelmäßigkeiten, welchen der Mond—
lauf unterworfen iſt, keine feſte, ſondern beſtändigen Schwan—
kungen unterworfen; im Mittel iſt dieſelbe 290 120 44m 2,988,