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Zeugnisse des Epimenides, Pindar usw. diese Deutung nur als
höchst unwahrscheinlich bezeichnen.'“) Damit soll freilich nicht
geleugnet werden, daß vielleicht in allerältester Zeit der möglicher-
weise als Baityl aufgefaßte delphische Omphalos’”) eine andere
Bedeutung hatte, als ihm von Pindar usw. zugeschrieben wird;
welches aber diese seine ursprünglichste Bedeutung gewesen ist,
kann mit unsern jetzigen Mitteln absolut nicht ausgemacht werden;
das was allein sich feststellen läßt, ist die Tatsache, daß spätestens
von Beginn des 5. vorchristlichen Jahrhunderts an Delphi von den
Westgriechen für den Mittelpunkt der (scheibenförmigen) Erde und
der dortige Nabelstein als äußeres Wahrzeichen dieser Anschauung
erklärt wurde. Die Anschauung vom Omphalos als dem Grabe des
Python ist wahrscheinlich erst dann entstanden, als man sich all-
gemein die Erde nicht mehr als runde Scheibe sondern mit Parme-
nides, Pythagoras und dem von mir neuentdeckten altionischen
Kosmologen bei Ps.-Hippokr. x. &ßd. bereits als Kugel vorstellte,
die als solche wohl eine Achse, aber aüf ihrer Oberfläche keinen
Mittelpunkt oder “Nabel? haben konnte.)
12. Strabo 9, p. 419: Ἢ μὲν οὖν ἐπὶ τὸ πλεῖον τιμὴ τῷ ἱερῷ
τούτῳ διὰ τὸ χρηστήριον συνέβη δόξαντι ἀφψευδεστάτῳ τῶν πάντων
ὑπάρξαι, προσέλαβε δέ τι καὶ ἡ ϑέσις τοῦ τόπου. τῆς γὰρ Ελλάδος
ἐν μέσῳ πώς ἐστι τῆς συμπάσης“), τῆς τε ἐντὸς ᾿Ισϑμοῦ καὶ τῆς
124) Hierzu kommt jetzt noch der von ῬΟΜΤΟῪ (Philologus 1912 8.60 A. 2 1)
gelieferte Nachweis, daß in römischer Zeit die Pythonsage willkürlich ausgeschmückt
wurde. — Hat vielleicht zu der Deutung des Ὁ. als “Pythonis tumulus’ der Um-
stand beigetragen, daß er mehrfach von einer Schlange (= Python?) umringelt und
hohl dargestellt wurde (s. unt.)?
125) 8. jedoch unten Paus. 10, τό, 3.
126) Ähnlich wie Varro bestreitet auch der Stoiker Cornutus, De nat. deor.
Ρ. 19608. die zentrale Lage Delphis mit den Worten: ἐλέχϑη δὲ καὶ ὁ τόπος [= Ael-
pol] ὀμφαλὸς τῆς γῆς, οὐχ ὡς μεσαίτατος ὧν αὐτῆς, ἀλλ᾽ ἀπὸ τῆς ἀναδιδομένης
‚Ev αὐτῷ ὀμφῆς, ἥτις ἐστὶ ϑεία φωνή. Ja er versteigt sich dabei sogar zu einer neuen
völlig unhaltbaren Deutung und Etymologie des Wortes ὀμφαλός. 8. auch den Schol.
zu Euripid. Or. 327 ff. (ob. 8.64). Diese unhaltbare Etymologie ist neuerdings wieder
angenommen worden von der gelehrten und scharfsinnigen Miss J. Harkısox (Bull. de
Corr. Hell. XXIV (1900) 8. 258£.: 6. = ‘le pierre qui parle’), vgl. G. Karo a. a. Ὁ.
127) Vgl. Liv. 35, 18: Aetolos, qui umbilieum Graeciae ineolerent
(bezieht sich wohl auch auf Delphi, das die Ätoler im 3. Jahrh. eine Zeit lang ok-
kupiert hatten); s. auch ib. 41, 23 (unten 8. 70). Mit Strabo stimmt völlig über-
ein Aristeides in seinem Panathenaikos b. Phot. bibl. p. 404, 2 Bekk.: τοσοῦτον
παρδλήλυϑε τὸν ὀμφαλὸν τῆς γῆς καὶ τῆς Ἑλλάδος τοὺς Δελφούς.