74 Der Mayordomo.
wohl fühlen, ſie können doch ſchließlich nichts ohne uns
oder gar gegen uns. Wir ſind auch nichts weiter, als
Wegelagerer, wie die andern, nur daß wir vernünftige,
nützliche Wegelagerer ſind, die ihr Ehrgefühl haben, die
auf Wort und Treue halten und dabei Männer geblieben
ſind, während die andern zu Weibern werden, die auf den
Knieen rutſchen und mit Pferd und Waffe nicht mehr
recht umzugehen wiſſen.“
Dankbar für dieſe intereſſante Erklärung fragte ich
nun auch nach der Bedeutung des Don Feliciano und des
Gouverneurs. Die Antwort Don Sebaſtians lautete:
„Ich will's Ihnen ſagen: Früher war der Gouverneur ein
ganzer Kaballero, ein Mann voll Mut und Selbſtgefühl.
Jetzt auf die alten Tage fängt er zu ſchwanken und zu über—
legen an, ob er nicht auch fromm thun ſoll. So kriegt
die Kirche zuletzt die Beſten herum. Weiß einer gar nicht
mehr aus noch ein, ſo hilft mit ihren Mitteln und Geldern
die Kirche, der man dann mit Leib und Seele verpflichtet
iſt und der man dadurch Mannestum und Selbſtändig—
keit verpfändet hat. Der Gouverneur von Tamaulipas iſt
bei Revolutionen, wenn es ſich um zwei Präſidentſchafts—
prätendenten handelt, immer derjenige, der am längſten
zögert, Farbe zu bekennen, er ſchwankt zwiſchen den
beiden Parteien und niemand weiß, wie er mit ihm
dran iſt
„Und Don Feliciano?“ fragte ich geſpannt.
„Der Gouverneur hat ſeine Bundesgenoſſen unter
Wegelagerern und Bandenführern, die bald hier, bald dort
ſind, um eine Karawane oder einen Silbertransport weg—
zuſchnappen, und wenn unterdeſſen ſchließlich eine der