Full text: Mexiko

  
  
  
  
  
Der Mayordomo. 79 
hätten aber nichts Dümmeres thun können, als Maultiere 
zu ihrem Streich nehmen. Bekanntlich kann das Maultier 
das indianiſche Kriegsgeheul nicht vertragen. Es bleibt 
plötzlich ſtockſteff und breitbeinig ſtehen und zittert, als 
wenn es umzufallen fürchtete. Der Reiter iſt dann auf 
Gnade oder Ungnade dem Feinde überliefert, wenn dieſer 
beſſer beritten iſt. Ich überſah ſofort die Lage und ſchickte 
ein Dutzend meiner Leute, die am beſten bei Stimme 
waren, zu Fuß auf die Böſchung rechts und links vom 
Wege und hieß ſie ein tolles Indianergeheul ausſtoßen 
und unter die Maultierreiter feuern. Die waldige Böſchung 
verbarg dieſe Pſeudo-Indianer den Blicken der Angreifer, 
die ſich von einer bedeutenden Übermacht umringt glaubten 
und, als ihre Mulas zu zittern anfingen, ſich ſchon im 
Geiſte dezimiert ſahen. Als ſie von unſeren Wagen aus 
und zugleich von oben und von hinten her beſchoſſen 
wurden, ſtreckten ſie die Waffen und baten um Gnade. 
Und als ich die Leute binden ließ und ein bekanntes 
Geſicht, eines meiner früheren Diener, unter ihnen ge— 
wahrte — „Heda, Joſé!“ rief er, ſich unterbrechend, einem 
eben an ihm vorbeitanzenden, ſchwarzbraunen Kerl zu, der 
ſofort ehrerbietig vor ihm ſtehen blieb — „da erfuhr ich auch, 
wer uns den Scherz bereitet. Joſé, ſag's den Herren ſelber.“ 
„Don Feliciano,“ lachte der Braune verſchämt und 
verſchmitzt. 
„Und Du haſt es bei ihm auch mal probieren wollen?“ 
„Nun nicht mehr, denn er iſt Mocho geworden!“ 
grinſte der braune Diener. „Lieber diene ich bei Don 
Sebaſtian zur Strafe ein halbes Jahr ohne Sold, als bei 
den Mochos für doppelten Sold.“ 
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