82 In der Andengebirgsſtadt.
orientaliſch mit Sandalen und Kopftüchern bekleideten
Frauen und die auf Eſeln oder Pferden berittenen, von
breitkrämpigen Hüten beſchatteten Männer, und das Ganze
in der Abenddämmerung überwölbt von einem aus dem
ſchönſten Azurblau in das kälteſte Schiefergrau hinüber—
ſpielenden Himmelsgewölbe.
Hoch und weit hinausragend über die von den letzten
verſchwindenden Sonnenſtrahlen karminrot angeſtrahlten
Porphyrtürme der alten Kathedrale erhebt ſich das in
roſigem Golde ſtrahlende Haupt des ſchroffen Felſenkammes
der „Buffa“, alle übrigen Gebirgszüge weit überragend.
Auf dem fernen Hoſpiz mit der Kapelle funkelt das goldene
Kreuz in den grauen Nachthimmel hinein, der jetzt ſchon
eine dunkle Bleifarbe angenommen hat. Von dem Cuartel,
der Kaſerne, her tönen die Wachtſignale. Noch ſind die
oberſten Spitzen der Mauern rot beleuchtet. Jene höchſte
Mauer, die aus dem dunklen Straßengewirr hervorragt,
die aztekiſche Ballſpielmauer, verliert auch jetzt ihren
letzten Goldſchimmer, und nur noch die von der Sonne
rot vergoldeten Kathedralentürme wetteifern mit dem
karmoiſinroten Felsſkamme der Buffa an Farbenſchöne,
während drunten im graubraunen Dampf und Gewühl
der Markthallen bei dem Abendläuten der „Oracion“ alles
Volk einen Kniefall thut, um gleich wieder weiter zu feilſchen
vor den durch Pechfanale erleuchteten Markthallen.
Aus dem Gewimmel des Volkes, das knieend dem
vorbeireitenden dicken Prälaten ſeine Reverenz macht, reite
ich vom Marktplatze aus durch die Schar dieſer Stroh—
hüte hinauf und biege in mein hohes, ſteiles Gäßchen
ein, das hinaufführt zur „Compañia“.