Full text: Mexiko

    
  
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166 Ankunft in der Hauptſtadt. 
Selbſtbewüßtes Deutſchtum im Auslande, das 
war es, was mir vorſchwebte, als wir in Queretaro 
am Cerro de las campanas vorbeidampften, wo ein 
Habsburger ſein Leben gelaſſen, nachdem er ſeine Na— 
tionalität abgeſchworen und die angebotene Kaiſerkrone, 
die Dornenkrone von Mexiko, angenommen hatte. 
Es war noch vor der Zeit der erſten deutſchen 
Kolonialverſuche, und doch dämmerte in meinen Zukunfts- 
gedanken ſchon etwas von Großdeutſchlands Weltplänen, 
von der Miſſion des Deutſchtums für die Kulturwelt. 
Waren wir doch ein einiges, großes, deutſches Reich, 
für das wir in ſo vielen Schlachten und Gefechten dem 
Tode die Stirn geboten hatten, warum ſollten wir 
Deutſchen nicht auch im Auslande neben Engländern und 
Franzoſen hervortreten dürfen als ſelbſtbewußte, geiſtige 
Welteroberer, die ſich ihres Deutſchtums nicht zu ſchämen 
brauchten? 
An der Station Queretaro hielt der Zug länger, und 
ich hatte Zeit, nach dem Glockenberge hinaufzugehen und 
mir an der Stelle, wo die drei verwitterten Steine als 
das Zeichen jener Hinrichtung von Maximilian, Mejia 
und Miramon ſtehen, ein paar Steinchen als Andenken 
in mein Taſchentuch zu ſammeln, als Andenken an das 
Märtyrertum des deutſchen Idealismus gegenüber 
der Macht der Lüge, welche im lateiniſchen Amerika ſich 
aller Civiliſation zum Trotz feſtgeſetzt hat und bereit iſt, 
der vordringenden Kulturwelt ein monumentales Hindernis 
in den Weg zu legen in Geſtalt des Ultramontanismus. 
Denn keine andre Macht als dieſe war es geweſen, 
die Schuld daran trug, daß der Bruder des Kaiſers von 
  
 
	        
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