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Mein Examen in Mexilo. 191
eine der Bänke des Auditoriums gelegt, wo ich im Dunkel
verſchiedene Brillengläſer einer recht zahlreichen Corona auf
mich gerichtet ſah, und nahm Platz auf dem Stühlchen vor
der glatten, blanken Tafel mit den Lampen.
Der alte, gutmütig blickende Dominguez mit ſeinem
freundlichen Geſicht und kurzem grauen Spitzbärtchen,
welcher den rechten Flügel bildete, eröffnete das Colloquium
mit einigen Kreuz⸗ und Querfragen über Verrenkungen,
Hämorrhoidenbehandlung, Frakturen. Jeder hatte, wie mir J—
der Proſektor geſagt hatte, das Recht, mich von einer bis
zu drei Viertelſtunden, wenn er wollte, zu examinieren. —
Als ich anfing zu antworten, kannte ich meine eigene
Stimme nicht, ſo unheimlich ſchallte es in dem großen
hohen Gewölbe.
Doch bald verfielen wir in einen ganz warmen Kon—
verſationston, und die Sache begann einen mehr gemüt—
lichen und heiteren Anſtrich zu nehmen, je mehr wir uns
kennen lernten, je mehr ich ſah, daß die mit ihren Fragen
dort, wie ſie mich mehr und mehr kennen lernten, es mehr
auf ein kollegiales, ärztliches Geſpräch, als auf beſondere
Kniffe abgeſehen hatten. Kurz, wir verſtanden uns bald —
ganz gut, und als nach 10 Minuten Dominguez mit
der Uhr in der Hand für weitere Examination dankte,
war ſchon alle Befangenheit fort. Man freute ſich, zu
zeigen, wie gut man beſchlagen war. Andrade befragte
mich eine Viertelſtunde lang über das gynäkologiſche In—
ſtrumentarium und ähnliches, dann ließ ſich Lobato von
mir Muskelelektrizität auseinanderſetzen. Der Fall von
Hyſterie, wozu er früher einmal gerufen worden war, be—
traf eine Verwandte von ihm, die ich elektriſierte. Der