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21 Eine Sängerfahrt nach den Tropen. —
um die Gräber lagerte. Die vielen Kerzen unter den
Cypreſſen, der Vollmond durch den Wipfel der ſchlanken
Königspalme herabſchimmernd auf die weißen Grabſteine
und Monumente, das zuſammen gab ein maleriſches Bild.
Wie hier überall, ſo gab es auch auf dieſem Kirchhof
außer den Gräbern zu ebener Erde rechts und links und
hinter der Grabkapelle Mauern mit horizontalen Niſchen,
wo die Särge wie in einen Backofen hineingeſchoben
werden. Es werden dieſe Niſchen dann mit einer vier—
eckigen Marmortafel geſchloſſen. In dieſen Wänden ruhen
die Toten ſchichtweiſe in je fünf bis ſechs Reihen über
einander. Vor dieſen Wänden ſtanden die Angehörigen
der Verſtorbenen mit langen Wachskerzen, mit Blumen—
ſträußen, andere hatten ſich auf den Boden hingekauert,
ebenſo lagen ſie um die länglichen Grabſteine herum—
gruppiert neben den Gräbern zu ebener Erde. Hier ſah
man faſt überall in der Mitte des Steines, den Lichter
und Blumen (namentlich Goldlack) umgaben, ein Glas
Waſſer ſtehen, letzteres oft von einem Kranz gelber Blumen
umgeben. Was die Einzelheiten dieſes Kultus zu bedeuten
hatten, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Es wird
wohl Weihwaſſer geweſen ſein, welches ſich die armen
Leute vom Pfarrer gegen eine geringe Vergütung erſtehen.
Herr Haller teilte mir mit, daß viele eine Spende von
Lebensmitteln für die Toten auf den Gräbern zurücklaſſen
und ſich in ihrer kindlichen Weiſe freuen, wenn ſie morgens
alles vertilgt finden, wozu die alten, treuen Hunde, die
dort zurückblieben, ſo verſtändnisinnig dreinblicken mit
ihren treuen Augen.
Zum Gang ins Theater mußten wir uns erſt gehörig