Full text: Mexiko

  
  
  
  
  
Eine Popocatepetl⸗Beſteigung. 243 
„Und vergeßt nicht,“ rief ich Joſé nach, der mir nach 
ſtummem Händedruck ſchon Lebewohl geſagt, „für den 
Notfall alles mitzubringen, um die gerichtliche Trauung, 
wo es auch ſei, ſofort zu vollziehen, denn, wie Du weißt, 
haben wir uns ſchon vor ſechs Wochen gemeldet, und 
unter dieſen Umſtänden, wo alles auf dem Spiele ſteht, 
ſoll das arme Ding wiſſen, wem ſie zugehört.“ 
Es war eine kühle, ſternenklare Nacht, in der ich 
ausging, meine Braut in den Wäldern zu ſuchen. 
Ich hatte mir meinen Bruder, der auch auf den 
Schwefelwerken arbeitete, mitgenommen, denn wir waren 
darauf vorbereitet, daß Sebaſtian mit ſeiner Bande uns 
nachſetzen würde in heller Wut über den mißlungenen 
Streich. Mein Bruder nahm für alle Fälle ſein Maul— 
tier und Laſſo mit. Zudem hatten wir beide unſre Re— 
volver und Meſſer ſowie etwas Brot und Carne seca 
(getrocknetes Fleiſch) mit uns, falls wir uns verirren oder 
lange ſuchen ſollten. Sie war noch nie oben geweſen und 
kannte den Weg nicht. 
Nach langem Suchen im Walde fand ich ſie endlich 
ermattet eingeſchlafen auf dem Moos bei den jungen 
Eichen, an denen wir geſtern vorbeikamen. Sie glaubte 
ſich von ihren Verfolgern ſchon ausgeſpäht, als ſie die 
Augen aufſchlug. Sie behauptete, ſie hätte des Oheims 
wüſtes Lachen fortwährend in der Nähe gehört. Zum 
Glück war es noch dunkel. Nach einem Schluck aus der 
Flaſche hoben wir ſie auf den Mauleſel, und fort ging es 
in aller Stille hinauf nach dem Ranchito, wo ich ſie in 
Sicherheit zu bringen hoffte. Mein Bruder, der unter— 
wegs ausſpähte, zeigte uns an, daß er im Grunde Rauch 
16* 
 
	        
© 2007 - | IAI SPK
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.