Eine Popocatepetl⸗Beſteigung. 247
durchlebt, und als ich wieder zu ihr in die Hütte trat,
ſaß ſie ſchon wieder auf, legte ihren Roſenkranz hin, den
ſie eben betend vor die Lippen gehalten, und bat mich,
wenn alles gut ginge, ein Heiligenbild der heiligen Sennora
del Refugio hier zu ſtiften, was ich nun eben endlich ge—
than. Denn die, ſagte ſie, hat ihr durch alle Gefahren
in den böſen Tagen hindurchgeholfen.
Erſt gegen Abend des nächſten Tages bekam ich
Nachricht von meinem Bruder. Ein Zettel, den er durch
einen der Schwefelarbeiter, die zur Arbeit kamen, mit⸗
ſchickte, beſagte: „Alles in Ordnung, Ihr könnt getroſt
kommen. Ich bin im Rancho.“
Meine Ines atmete auf. Doch was ſollte ſie gewahr
werden! Als wir am nächſten Mittag uns dem Rancho
de Tlamacas näherten, fanden wir an der Schneegrenze
den Boden zertreten von Pferdehufen und zerriſſenes Sattel⸗
zeug umherliegen, als wenn ein Scharmützel dort ſtatt—
gefunden hätte. An der Stelle, wo Sie mich den Kranz
auf das Kreuz am Wege hängen ſahen, bemerkten wir
aus der Entfernung etwas Dunkles; wir traten näher und
erkannten einen menſchlichen Leichnam. Ehe ich es noch
verhindern konnte, hatte meine arme, kleine Frau die Leiche
ihres Bruders Joſé erkannt, uüber die ein Jorongo (wollene
Decke) gebreitet war. Von meinem Bruder, der mich in
der Hütte erwartete, hörten wir, daß bald, nachdem wir
uns aus dem Rancho entfernt, wie ihm einer der Arbeiter
mitteilte, Sebaſtian mit ſeinen Leuten auf die Hütte zu—
gekommen ſei, in der Meinung, ſeine Nichte mit ihrem
Liebſten oder Bräutigam daſelbſt zu überraſchen. Der
Richter, welcher durch einen Pfiff ſeine berittenen Gens—