Das Deutſche Haus in Mexilko. 261
Herauskommenden bemerkt man übrigens trotz alles ſonſtigen
Pariſer modernen Schnitts keine Damenhüte; die erlaubt
die Geiſtlichkeit beim Kirchgange nicht.
Spitzentücher, nach ſpaniſcher Art getragen, umhüllen
das zierliche Köpfchen, deſſen einziger Schmuck eine friſche
Blume im blauſchwarzen Haar der jungen Andächtigen iſt,
die ſehr wohl weiß, was die Farbe dieſer Blume heute
ihrem Anbeter telegraphieren ſoll.
Während die letzten Orgelklänge verhallen, ſchmettert
ein Trompetenſtoß an unſer Ohr. Pferdegetrappel und
Volksgeſchrei macht, daß wir uns umwenden. Wir laſſen
einen zum Stiergefecht einladenden Paradezug (Convite)
von geputzten Matadores und Picadores mit ſchillernden
Sammet- und Treſſen-Jacken und Atlas und Goldflitter—
werk zu Pferde an uns vorbei. Die Pauke dröhnt und
ein grell bemalter Bajazzo, voranreitend und unter der
Menge der Gaſſenbuben ſich Bahn brechend, ruft unter
allerhand Späßen und Poſſen immer wieder ſein: Süete
toros bravos à muerté, ſieben tapfere Stiere (die no—
tabene direkt von Spanien hierher transportiert ſind)
werden in der und der Arena heute nachmittag zu Tode
gebracht!
Aber das alles kann uns nicht verlocken. Wir biegen
in die Seitenſtraße links, wo die Eingänge zu den Rieſen—
hotels San Carlos und Iturbide ſich befinden, und wo die
bekannten rot-gold⸗blauen Geſtalten der ſtellenſuchenden
Rail⸗Road⸗Yankees um die dort logierenden Eiſenbahn—
könige herumlungern. In ihren blauen Reiſehemden, mit
ihren Whisky-geröteten Geſichtern und goldblonden Haaren
und Schnurrbärten bilden ſie, Tabak kauend, ſchimpfend
und ſpuckend einen derben Kontraſt zu den feineren Mexi—