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270 do⸗⸗ Deutſche Haus in Mexiko.
Gebirgsſattel zwiſchen den beiden Schneebergen und die
ſeeumgebene Lage des Venedig des Thals von Anahuac
überſieht.
Nachdem wir dann noch das ſehr reichhaltige Leſe—
zimmer mit Dutzenden der neueſten deutſchen Tages- und
Wochenzeitſchriften, illuſtrierten und Witzblättern, Atlanten,
Karten und Nachſchlagewerken bewundert hatten, ging es
endlich mit ſchönem deutſchen Durſt an die Ecke des Früh—
ſchoppentiſches, wo wir den Chef meines Prokuriſten, einen
der wenigen Älteren trafen, die hier Sonntags früh auch
zuweilen verkehren und den neuerdings eingetroffenen Re—
dakteur einer jungen neuen Zeitung, der „Deutſchen Zeitung
von Mexiko“, Herrn E. Ruhland. Von hier aus konnte
ich das „wüſte Jubelgemach“, das große Reſtaurations—
lokal mit ſeinen drei Billards und großartigen Einrichtungen
modernſter Art überſehen, das altehrwürdige Lokal, von
dem ich ſchon ſo viel all die Zeit in Zacatecas über gehört,
wo all die Streiche gegen Philiſtertum und Antiburſchii
ausgedacht und ausgeführt waren, von denen die Fama
berichtet hatte: die Droſchken- und Nachtwächter-Alke, die
Kämpfe gegen Franzoſen und Yankees u. ſ. w. Zwar war
das Bier nicht billig, für eine Flaſche Dortmunder Löwen—
bräu mußte man einen Thaler bezahlen, aber das freund—
lich grüßende Geſicht des alten Oſterreichers, der mit ſeinen
„Bons“, ſeinen „Vales“ hilfreiche Hand leiſtete, verſüßte
die teuerſten Preiſe. Der alte Joſef, der Verwalter, der
mit Maximilian herüber gekommen war, bot mit ſeiner zu—
vorkommenden, echt öſterreichiſchen, allzeit bereiten Dienſt—
befliſſenheit das Bild eines alten akademiſchen Wichſiers
und Leporellos, wie er im Buche ſteht. Er beſorgte alles,
war Faktotum für jeden, beſonders bei Feſten und Aben—