298 Ein Haifiſch für eine Mark.
ſeichten Waſſers und ſchwamm flink auf einen aus der
Tiefe ragenden Felsblock zu, den Haupttummelplatz der
Haie. Ich ſah, wie die prächtige, muskulöſe Geſtalt, deren
breite Athletenbruſt im aufſchimmernden Sonnenſtrahl vom
Giſcht beſpritzt erglänzte, zum Sprung in die Tiefe bereit,
eine Weile auf dem Felſen ſtand. Nun mußte er ſeinen
Gegner in genügender Nähe erſpäht haben, ſo daß er ge—
wiß ſein konnte, daß er auf ſeinen Sprung ins Waſſer
ſich ihm nahen würde.
Auf einer Bootfahrt, die ich kürzlich mit meinem Be—
kannten dort gemacht, hatte ich die grauen, blutlechzenden
Ungetüme von Bettſtelllänge bis Stubenlänge um die
Landungsſtelle herumlungern ſehen wie Wölfe, ein freches
Getier, nach jeder herabfallenden Orangenſchale ſchnappend
und lauernd, ob etwa unſer Neufundländer ſeine Rute aus
dem Boote ins Waſſer herabhängen laſſen würde, um ihn
ſicher daran herunter zu ziehen.
Mich überlief eine Gänſehaut, wie ich den jungen Mann,
zum Sprunge bereit, dort auf dem Felſen ſtehen ſah und dabei
an das junge Mädchen hinter der Feigenkaktushecke dachte.
Da klatſchte die Flut über ihm zuſammen! — —
„Nun kauert er unten“, erläuterte der Arzt raſch, „und
ſowie der Hai herabſchießt, ſtößt er ſich mit den Füßen ab
und ſchnellt ſich in die Höhe, ſo daß er gerade am Hai
entlang aufwärts fährt, der ſich am Meſſer der Länge nach
den Bauch aufſchlitzen muß. Das geht bei dieſen Leuten
gerade mit derſelben Eleganz, wie ſie dem auf ſie zu—
ſtürmenden Stier die Espada in die Aorta bohren und
ihn ſich ſelbſt am ruhig vorgehaltenen Degen kunſtgerecht
aufſpießen laſſen. Natürlich dürfen ſie es nur mit einem
Hai zu thun haben, ſonſt paſſiert ein Unglück.“