Full text: Mexiko

  
  
⁊ 
Ankunft in den Tropen. * N 
poſition ſtehen und auf meine Befehle warten, die ich 
ihnen aber nicht erteilen kann, da ich noch ſo wenig ſpaniſch 
verſtehe. So ſitze ich hier in dem grauen Dämmerlicht meiner 
kalten Gartenſtube wie ein Gefangener in dem ſchallenden 
Steinhauſe des reichen Don Roman und verwünſche den 
„Norder,“ der mir bei meinem erſten Eintritt in die Tropen 
alles verdorben hat, alle Illuſionen, alle azurblauen Hoff— 
nungen, alle Tropenträume, — kurz die ganze Laune. 
Denn ſo ein drei bis zehntägiger „Norder,“ ſo ein 
kalter Seewind, der vom Golf im Bogen über die Sa— 
vannen von Louiſiana und Texas hereinweht, kann einen 
bei den ſchlecht ſchließenden Thüren und Fenſtern vor Unmut 
und Kälte erzittern und erbeben machen. Er macht den 
Fröhlichſten zum Melancholiker. 
Ich ſchreibe in all meiner Naivetät, wie die Dinge 
mir ſcheinen, und wie ſie vielleicht nicht ſind, wenn die 
Sonne ſie beſcheint. Glänzt nachher beim zweiten Briefe 
die Tropenſonne, ſo ſieht vielleicht alles etwas anders aus. 
Da ich aber nun gerade das Pech hatte, bei ſchlechtem 
Wetter hier in den Hafen von Braſſos-Santjago im Golf 
  
von Mexiko bei Matamoros einzulaufen, ſo herrſcht die 
Regenſtimmung. 
Ich lag in meiner Koje nach dreitägiger ſtürmiſcher 
Seefahrt, von New-Orleans hierher, mehr tot als lebendig 
und hatte in dieſem Gefühl allgemeiner Wurſtigkeit, das 
einen bei der Seekrankheit befällt, den Zweck meiner Reiſe, 
die Tropen kennen zu lernen, faſt vergeſſen, da wurde ich 
aufgerüttelt· Die Küſte von Mexiko ſei endlich in Sicht. 
Wir würden bald landen. Nun wäre es Zeit, ſich fertig 
zu machen. So hieß es.
	        
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