Full text: Mexiko

  
  
  
329 Der Gouverneur. 
Trauben und Knackmandeln bedeckten Tiſch, daß es klirrte. 
Wie alles auf ihn blickte, winkte er ſeinem Sekretär, Don 
Fernando Calderon, der gerade mit ſeiner Schweſter Sofia 
und einigen Damen in der Ecke plauderte, und ſprach den 
Wunſch aus, Fräulein Sofia möchte noch einmal ſein Lieb— 
lingslied ſingen: 
„No soy pura Mexicanal“ 
Die Muſik mußte den Garcia-Marſch, der ihm zu 
Ehren komponiert war, abbrechen, und unter allgemeinem 
Jubel mußte die Sängerin auf das Podium treten. 
Man gab ihr die grün-weiß-rote Flagge mit dem 
Adler und der Schlange in die Rechte und von der Regi— 
mentsmuſik der Kavallerie begleitet, ſang ſie die ſpaniſchen 
Verſe, welche mit der bedeutungsvollen Abſage an alles 
Spaniſche beginnend, mit dem Hohne über die ſich ein— 
drängenden fremden Söldnerſcharen ſchloſſen: 
Ob's auch manchem ungelegen, 
Freier bin ich, als der Wind, 
Ich muß meine Schwingen regen, 
Bin ein mexikaniſch Kind. 
Wie der Windsbraut leicht Gefieder 
Reit' ich durch der Steppen Glut, 
Reite fremde Söldner nieder, 
Knechte, Sklaven ohne Mut. 
Ein Soldat! was iſt, was kann er? 
Dient für Geld und eitlen Schein! 
Mit des Landmanns Bluſ' als Banner 
Feg' ich mir die Grenzen rein. 
Der Schimmer der Kronleuchterprismen fiel auf die 
leuchtend in die Höhe gerichteten Augen des Gouverneurs, 
der bei dieſen Strophen in die Ferne blickte, als hätte er 
eine Viſion: den mexikaniſchen berittenen Landmann, den 
  
  
  
  
 
	        
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